482 Kurfürst Friedrich August II.
Statt des Angriffs auf Berlin galt es also der Beschützung
Dresdens, statt der Mark war Sachsen der Schauplatz des
Entscheidungskampfes geworden. Das plötzliche Hereinbrechen
der Gefahr erfüllte den sächsischen Hof mit unsäglicher Be-
stürzung.
Dieser Zeitpunkt schien dem König von Preußen der ge-
eignetste, um durch Vermittlung des englischen Gesandten zu
Dresden, Villiers, dem Kurfürsten noch einmal die Hand zur
Versöhnung zu bieten unter der Bedingung, daß derselbe der
hannsverschen Convention beiträte. Brühls Antwort lantete
ausweichend und machte namentlich Sachsens Beitritt von Oster-
reichs Zustimmung abhängig; Tags darauf flüchtete er mit seinem
Herrn nach Böhmen, das Land der Obhut einer Regierungs-
commission überlassend, an deren Spitze der Herzog von
Weißenfels stand. In Lobositz begegneten sie dem Grafen
Harrach, der eben nach Dresden unterwegs war, um die unter
sächsischer Vermittlung mit Frankreich gepflogenen geheimen
Unterhandlungen zum Abschluß zu bringen. Da aber in der
Verwirrung vergessen worden war die Gesandten zum Mit-
gehen einzuladen, so mußte sich Harrach darauf beschränken den
flüchtigen König zum muthigen Ausharren anzufeuern. Auch
Maria Theresia suchte demselben durch den zuvorkommemsten
Empfang und das Versprechen ihres Beistandes die Bitterkeit
seiner Lage zu versüßen. Je ernstlicher Friedrich die Gefahr
erwog, mit der ihn eine Aussöhnung zwischen Frankreich und
sterreich bedrohte, je deutlicher er aus den Antworten der
dresdner Regierungscommission erkannte, daß es seinen Gegnern
nur um Zeitgewinn zu thun sei 4), desto ungeduldiger spornte
er den langsam von Leipzig aurückenden Fürsten von Dessau
zur Eile, um noch vor Eintreffen des Herzogs von Lothringen
mit den Sachsen fertig zu werden. Erst am 13. December
erreichte Leopold Meißen, wo General Lehwald, die wiederher=
gestellte Elbbrücke passirend, die Verbindung zwischen ihm und
1) Correspondance du Roi avec Sir Th. Villien, Oenvres III,
204 3u. Arnueth III, 149 ff.