Der zweite schlesische Krieg. 433
dem Heere des Königs bewerlstelligte; daß der sächsische Geueral
Sybilski durch cinen kühnen Angriff drei Reiterregimenter,
welche des Fürsten Nachhut bildeten, zersprengte, wurde für
diesen nur ein Sporn die Scharte auszuwetzen.
Zu dem rastlosen Vorwärtsdrängen Friedrichs II. bildete
die Saumseligkeit seiner Gegner den auffallendsten Gegensatz.
Statt seine Vereinigung mit dem bereits bei Dresden einge-
trosfenen Herzog Karl so rasch wie möglich zu bewirken
und dann dem heranziehenden Feinde mit Übermacht entgegen-
zugehen, erwartete Rutowski mit seinen 26000 Sachsen und
8000 Osterreichern von Grünne's Corps den Angriff auf den
Anhöhen von Kesselsdorf unweit Wilsdruff in einer Stelsung,
die durch eine steile Schlucht (den Zschoner Grund) in der
Fronte und zahlreiches Geschütz den Anschein von Festigkeit be-
saß, aber doch ohne hinreichende Kenntniß des Terrains gewählt
war. Auf dem äußersten rechten Flügel standen die Oster-
reicher zwischen der Elbe und tiefen Schluchten eingezwängt,
unangreifbar aber auch unfähig sich zu bewegen und daher für
die Schlacht nutzlos, während der linke Flügel bei Kesselsdorf
in der Luft schwebte. Wie es scheint, rechuete Rutowski hier
auf das Eintreffen des österreichischen Hauptheeres; aber sei es,
daß Karl von Lothringen seine weit zerstreuten Truppen nicht
rechtzeitig sammeln konnte oder daß er dieselben nicht drangeben
mochte oder daß ihn noch der Schrecken der Niederlagen von
Striegau und Soor lähmte, er rührte sich nicht von der Stelle,
ja er hielt sogar ein Corps von 6000 Sachsen, die er bei sich
hatte, vom Schlachtfelde fern. Dazu befand sich Rutowski's
Heer in der übelsten Verfassung; die Soldaten hungerten und
erfroren bei 15° Kälte im Freien bivouakirend die Glied-
maßen, zwischen den Anführern herrschten Mißbelligkeiten 1).
1) Der Herzog selbst behanptet, sein Auerbicten, den rechten Flügel
der Sachsen zu verstärken, wäre zurückgewiesen worden. Arneth III,
155. Nach Fricdrichs Angabe war Nutowski's Schlachlplan nach dem
von dessen Halbbruder Moritz bei Fontenay gegebenen Vorbilde auf die
Massenwirkung seiner Artillerie gegründet. — Vergl. Aster, Beleuchtung
der Kriegswirren zwischen Preußen und Sachsen 1756 (1848), S. 55 ff.
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 28