Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Vrühls Verwaltung 1745—1756. 487 
zweifeln, nach demselben nicht mehr. Daß aber die sichsischen 
Staatsmänner sie verkannten, daß vielmehr dieser Ausgang die 
alte Rivalität gegen Preußen auf das #uperste verschärfte, 
ist der Ruin Sachsens und ein Unglück für Deutschland ge- 
wesen. Es war jetzt in Dresden allgemeiner Glaubenssatz, 
daß Preußen der natürliche Feind Sachsens sei. Genährt wurde 
diese Stimmung durch Brühls glühenden Haß gegen König 
Friedrich 1I., der sich keine Mühe gab seine Verachtung gegen 
den hochmüthigen Weichling zu verbergen; in diesem Gefühle 
stimmte die Königin mit dem Minister überein; der willenlose 
König war ohne den mindesten Einfluß auf die Politik. Durch 
seine geographische Lage sowohl, als durch das Maß seiner 
Kräfte wäre Sachsen darauf angewiesen gewesen, sich zu seinen 
beiden Nachbarn in ein freundliches Verhältniß zu setzen und 
die feindselige Spannung zwischen denselben möglichst auszu- 
gleichen; aber die Stimme kleinlicher Leidenschaft übertönte die 
Rücksicht auf das Wohl des Landes und trieb Sachsen zur 
Theilnahme an den Plänen, durch welche die Kaiserinnen Maria 
Theresia und Elisabeth den Näuber Schlesiens zu züchtigen und 
ihm seine Bente wieder abzunehmen trachteten. Man würde 
diese Verirrung der sächsischen Politik entschuldigen können, 
wenn sie mit derjenigen Umsicht und Energie zu Werke gegangen 
wäre, dic sich ihres Zieles und der Mittel zu dessen Erreichung 
bewußt sind und selbst dem Unterliegenden Anerkennung und 
Theilnahme erwerben. Aber die Tücke, mit der Brühl seine 
Ränke spann, wird nur durch die Unfähigkeit übertroffen, sie 
zur Ausführung zu bringen. Es ist ein widerwärtiges Schau- 
spiel, wie dieser Mann, in dessen unreinen Händen damals 
ganz allein Sachsens Schicksal lag, während er an der Er- 
neuerung des Kriegs arbeitet, sich gleichzeitig durch die Art, 
wie er wirthschaftet und die Kraft des Landes vergeudet, der 
Mittel beraubt, ihn mit irgend welcher Aussicht auf Erfolg 
zu führen 1). Wie hätte sich also Sachsens Schicksal anders 
gestalten können, als es in Wahrheit geschah! Was Brühls 
1) Fréderic le Gr., Oeuvres 1V, 22.
	        
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