Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1758 
456 Kurfürst Friedrich August II. 
preußischen Inhaber sächsischer Steuerscheine eine Höhe erreicht 
hatte, daß man fürchtete, Friedrich werde die unterpfändliche 
Beschlagnahme eines sächsischen Districts durch die Preußen 
ausführen und schon Osterreichs Hilfe auf Grund des Tractats 
von 1743 amrief. 
Der eigentliche Herd der brühlschen Machinationen war 
am russischen Hofe; hier suchten die sächsischen Diplomaten die 
Kaiserin und ihre Minister unter der Hand im Mißtrauen 
gegen Preußen zu erhalten, hier nahmen sie rührig Antheil 
an den auf Friedrichs Verderben abzielenden Beschlüssen. Nur 
erinnerte der sächsische Geschäftsträger v. Funk in der großen 
Senatsversammlung, welche im Mai 1753 zu Mockau gehalten 
wurde, und wo die unter allen Umständen herbeizuführende 
Schwächung Preußens geradezu als leitender Grundsatz der 
russischen Politik aufgestellt wurde, daß Sachsen nicht in der 
Lage sei sich mit seinem überlegenen Nachbar einzulassen, ehe 
dieser nicht außer Stand gesetzt wäre es auf einmal zu ccra- 
siren, worauf russischerseits anerkannt wurde, „daß die Sachsen 
nicht die Ersten auf dem Turnierplatze sein, sondern so lange 
warten müßten, bis der Nitter aus dem Sattel gehoben sei“, 
und mit voller Satisfaction und Beistimmung vernahm darauf 
Brühl 1755 den Beschluß des russischen Kabinets, nicht bloß 
wenn Preußen zuerst angriffe, sondern auch sobald es von einem 
der Alliirten Rußlands entamirt würde, ohne Weiteres zum 
Kriege gegen dasselbe zu schreiten 1). 
Friedrichs des Großen Feinde begingen eine große Unvor- 
sichtigkeit, indem sie ihre auf sein Verderben gerichteten Unter- 
handlungen so lange fortspannen, daß dieselben bei der unvoll- 
kommenen Art, in welcher damals das diplomatische Geheimniß 
gewahrt zu werden pflegte, ihm unmöglich auf die Dauer ver- 
borgen bleiben konnten. Wessen er sich von Sachsen zu ver- 
sehen habe, war ihm seit langem nicht mehr zweifelhaft ?. 
1) Hertzberg, Recueil I, 248, No. V; p. 57, No. XXV. 
2) Schon im Mai 1747 schrieb er an seinen Gesandten in Dresden: 
„Ce que je saurois cependant dire préciscment Tavanco, c'est qdue si 
jumuin je nuin Dronillé ouvertement uver lu Ruurio, co uoru lu cour
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.