Verhandlungen mit Rußland. Menzel. 497
Wie er in Wien und Petersburg seine Kundschafter besaß, so
entdeckte er auch in Dresden einen Kanal, durch welchen er
sich über das, was seine Gegner planten, die allersichersten Auf-
schlüsse verschaffte. Da nämlich sein vertrauter Winterfeld
durch einen gewissen Reinitz in Erfahrung gebracht hatte, daß
die zwischen Wien, Petersburg und Dresden gewechselten
Schriften im dresdner Archiv lägen, so bestach der dortige
preußische Gesandte v. Maltzahn den sächsischen Kanzelisten
Menzel, daß er ihm regelmäßig zweimal in der Woche mittelst
in Potsdam gefertigten Nachschlüssels die eingegangenen Depeschen
aus dem geheimen Kabinct zur Einsicht und Abschrift aushän-
digte. Menzel empfing dafür nach und nach 3000 Thaler und
die trotz wiederholter Warnungen des Kaisers, daß diplomatische
Geheimnisse aus Dresden durch Verrath zur Kenntniß des
preußischen Kabinets gebracht würden, daselbst herrschende Sorg-
losigkeit erleichterte ein Verfahren, gegen das sich das sittliche
Gefühl der Gegenwart empört, das aber damals in der Diplo-
matie allgemein als erlaubter Kunstgriff galt und dessen sich,
wie wir gesehen haben, auch Brühl gegen Friedrich bedient
hatte 7).
Je genauer Friedrich auf diesen Wegen über die Absichten
seiner Feinde unterrichtet war, mit desto größerer Besorgniß
nahm er die Anzeigen einer wachsender Annäherung Osterreichs
an das Kabinet von Versailles wahr, zumal seitdem die zwischen
England und Frankreich über die Grenzen ihrer nordamerika-
aie Dresde, dui y aura la plus grande part et quc cc serna ellc, uni
aurn animé le plus In Russie à se conmnettre avec moi. Mais je
nis anssi ce Juc jaurni n l#nire ce cas arrivant“ Herrmann, Ge-
schichte Rußlands V, 198.
1) Menzel folgte nachher dem sächsischen Hofe nach Warschau und
setzte dort seine Verrälherei sort, bis er 21. September 1757 verhastet
wurde; nach anderer Angabe entsloh er gewarnt nach Prag und wurde
dort zur Hast gebracht. Vom Ende des Kriegs an saß er bis an seinen
Tod 17906 als Gesangener auf dem Königstein. Vergl. lv. d. Schulen
burg] Einige neue Aktenstücke Über die Veranlassung des sicbenjährigen
Kriegs (1841), S. 5 ff.