Brühls Verhandlungen mit Friedrichs Feinden. 459
sein““ 1), fortgesetzt hatte, sich Preußen dadurch noch mehr ent-
fremdete. Entschlossen sich an einem englisch-französischen Kricge
nicht zu betheiligen begann Friedrich sich England zu nähern,
hauptsächlich in der Hoffnung, durch dasselbe Rußland von
einem Angriffe abzuhalten. Am 16. Jannar 1756 schloß er
mit England die Convention zu Whitehall, und dieser folgte
1. Mai gegen die bessere Einsicht der französischen Minister
durch den Einfluß der Pompadour und des Königs selbst das
Bündniß zu Versailles zwischen Frankreich und Osterreich, zwei
Verträge, die, wie sie die ganze politische Lage von Grund aus
veränderten, so auch die Verhältuisse im Reiche nahe berührten;
die Reichsfürsten verloren damit den altgewohnten Rückhalt
gegen die von Osterreich angestrebte Ausdehnung der Kaiser-
macht. Aber wenn es auch Zeiten gegeben hatte, wo Osterreich
für sie ein Gegenstand der Furcht war, so war es doch jetzt
und speciell für Sachsen der einer viel geringeren als das un-
gestüm zugreifende Prcußen. Obgleich daher das sächsische
Kabinet über die vorzugsweise durch den Grafen Stahremberg
und Kardinal Bernis zwischen sterreich und Frankreich ge-
führten Unterhandlungen ganz im Dunkeln geblieben war, so
begrüßte es doch den Abschluß ihres Bündnisses mit lebhafter
Freude 2); Brühl durchschante sehr wohl, was es bedente,
nämlich Krieg gegen Preußen. Und in der That war kaum
der Tractat vom 1. Mai abhgeschlossen, als Osterreich über ein
Offensivbündniß gegen Preußen mit Frankreich in Unterhandlung
trat und sich erbot, sobald es durch französische Hilfe Schlesien
und Glatz wiedergewonnen haben und Preußen noch weiter
geschwächt sein würde, den größten Theil Belgiens an Frank-
reich abzutreten 3). Mit Rußland war Kaunitz bereits im
Reinen; er billigte dessen Vorschlag, daß Osterreich Schlesien
1) uc je no sanrois pas ötre avec les Sargons (lans une mme
alliance“" (1. Seplember 1705); Schäfer, Geschichte des sicbenjährigen
Kriegs 1. Beil. II, 7. Geheimnisse d. s. Cab. I. 230#ff.
2) Geheimnisse I, 342.
3) Einige nene Aktensticke 2c., S. 24 ff. und O. Klopp, König
Friedrich II. und seine Politik, 2. Aufl. (1867), S. 240.
1756