464 Der siebenjährige Krieg.
concentriren; in letztem Punkte stimmte auch Brühl mit ihm
überein, aber da alle Kassen leer waren, so geschah gar nichts;
überdies fürchtete sich Brühl, theils durch militärische Maß-
regeln dem Könige von Preußen einen Vorwand zu Feindselig-
keiten zu geben, zumal auch Kannitz empfahl, keine Unruhe
blicken zu lassen, sondern eine gute Haltung zu behaupten, sich
aber unter der Hand auf alle Fälle bereit zu machen, theils
wiegte er sich in der Hoffnung von Friedrich die Neutralität zu
erhalten und baute auf die Hilfe seiner Allürten, ohne zu
ahnen, wie weit diese noch mit ihren Rüstungen zurück seien.
Bestärkt wurde er in seinem Optimismus durch den sächsischen
Gesandten in Berlin, v. Bülow, der noch 28. Juli die Ver-
muthung aussprach, das preußische Heer werde wohl nach
Schlesien oder zur Deckung Hannovers gegen einen französischen
Angriff, vielleicht auch nach Pommern und Ostpreußen bestimmt
sein. Zu denen, welche das Bevorstehende richtiger voraussahen,
gehörten Nutowski und der nächst ihm commandirende Cheva-
lier de Saxe; aber wenn sie auch die Vorstellungen wegen
Beschaffung der nöthigen Mittel für das Heer wiederholten,
damit es die Residenz decken und die Communication mit
Böhmen offen halten könne, und wenn sie sich auch für Wider-
stand erklärten, da er, wennschon keinen unmittelbaren Erfolg
versprechend, doch schließlich Sachsen zu gute kommen mlüsse,
Unterwerfung aber für das Land nicht weniger gefährlich sei 1),
so ließen doch auch sie es an der gehörigen Energie und Umsicht
fehlen. Es rächte sich jetzt die Verwahrlosung, in welche Brühl
das ganze Staatswesen gestürzt hatte, durch allgemeine Rath-
losigkeit und Verwirrung; niemand besaß die Fähigkeit sich aus
dem gewöhnlichen Schlendrian herauszureißen. Um nur ja
nicht Friedrichs Zorn zu reizen, wurden die Truppencomman=
danten angewiesen, nicht eher als bis die Preußen die Grenze
überschritten sich auf Dresden zu replitren; erst am 23. August
erreichte Rutowski, daß das Geheime Conseil, nachdem es lange
auf Brühls Rückkehr vom Scheibenschießen gewartet, den ent-
1) Geheimnisse II, 40 ff.