6 Carlowitzer Fehde.
verpflichte. Da aber Bischof Johann L. nach erlangter
Wahl, statt seine Zusagen redlich zu erfüllen, sich bei König
Ferdinand beschwerte, daß der Kurfürst seine Jugend und
Unerfahrenheit gemißbraucht und ihn zu einem nachtheiligen
Vertrage verleitet habe, um Aufnahme am Hofe des Königs
Ferdinand oder eines seiner Söhne und um Schutz der stiftischen
Rechte gegen den Kurfürsten bat, ohne daß jener Neigung
zeigte, sich seinetwegen mit letzterem zu überwerfen, so fand sich
bald die Gelegenheit, ihn mit Erust zur Erfüllung seiner Ver-
bindlichkeiten zu nöthigen. Die Erben des letztverstorbenen
Bischofs Nicolaus II. aus dem Hause Carlowitz forderten näm-
lich von dem Nachfolger die Herausgabe eines angeblich zweiten
Testamentes, welches der Verstorbene als Bischof, nicht wie
das vorgefundene als Domherr gemacht habe. Da nun Jo-
hann IX. von einem solchen nichts wußte, sagten sie, an ihrer
Spitze Augusts Stallmeister, Hans von Carlowitz, 1558 ihm
förmlich ab, berannten Stolpen, von wo der Blschof nach Prag
entfloh, desgleichen Wurzen, Mügeln, Bischofswerda, trieben
überall die Schaf= und Schweineheerden weg, wovon diese so-
genannte carlowitzer Fehde auch den Namen des Satlkrieges
erhielt, bemächtigten sich endlich selbst nicht ohne Blutvergießen
des ganzen Stifts bis auf Stolpen und Bischofswerda und
richteten einen Schaden von mindestens 30000 Fl. an. Ruhig
sah August diesen Gewaltthätigkeiten zu, wartend, bis der Bischof
fügsam geworden sein würde. In seiner Bedrängniß sah sich
dieser endlich gezwungen, den Beistand des Schutzfürsten an-
zurufen, Stolpen ihm zu öffnen, den Vertrag von 1555 am
18. Januar 1559 zu erneuern und das Amt Stolpen sowie
Bischofswerda gegen das Amt Mühlberg zu vertauschen, außer-
dem mußte er nicht nur den Schaden tragen, sondern auch
noch den Gegnern 4000 Fl. zahlen und bald darauf einwilligen,
daß gewisse Einkünfte des meißner Kapitels zum Besten der
protestantischen Kirche verwendet würden. Am 5. Juni 1570
wurde jener Tauschvergleich dahin abgeändert, daß der Kurfürst
dem Bischofe anstatt des größeren Theils der mühlberger Pflege
das Kloster Sornzig mit Zubehör, die Stadt Belgern und die