Einschliehung der Sachscu bei Pirna. 43
geführt hätten. Aber er täuschte sich, wenn er hoffte, August
werde sich durch irgend ein Mittel bewegen lassen, ihm doch
noch sein Heer zu überlassen, und verlor darüber die kostbarste
Zeit. Zum zweitenmale wurden die Verhandlungen abgebrochen,
immer enger zog sich der eherne Ring um die Eingeschlossenen,
am 21. September wurden die ersten Schüsse gewechselt, doch
wagte Fricdrich keinen Sturm auf das feste Lager, um sowohl
seine eigenen Truppen, als auch die Sachsen zu schonen, auf
deren künftige Dienste er rechnete; er beschloß, unbekümmert
um das kaiserliche Dehortatorium vom 13. September, sie
auszuhungern. Im sächsischen Lager stieg die Noth von Tag
zu Tag, die Pferde fielen aus Mangel an Nahrung haufen-
weise, die Rationen für die Mannschaften mußten herabgesetzt
werden, Desertion fing an einzureißen. Die Amresenheit des
Königs lähmte die Widerstandskraft des Heeres, statt sie zu
erhöhen; unsichtbar für jedermann außer Brühl ist er während
der ganzen sechs Wochen, welche die Einschließung dauerte, ein
einzigesmal zu Pferde gestiegen, um nach dem Königstein und
wieder zurückzureiten; selbst Rutowski sprach ihn nur für Au-
genblicke, wenn er die Parole abholte, und auch dann nicht ohne
von Brühl augemeldet worden zu sein. Der zahlreiche Hef-
staat und die hohe Generalität, die sich natürlich nichts abgehen
ließen, consumirten unverhältnißmäßig viel. Brühl allein hatte
sechs persönliche Adjutanten bei sich „und nichts zu comman-
diren“, 121 Pferde „und nichts zu reiten“, und während er
bei Osterreich um ein Darlehn von 100000 Thaler bettelte
und der gemeine Mann darbte, hatte er doch für seine nobeln
Passionen Geld in Menge übrig 1).
1) Zugleich mit einem Pakete, welches der König aus dem Lager an
seine Gemahlin nach Dresden abgehen licß, schickte Brühl an seine Mai-
tresse, die Sängerin Albuzzi, cin anderes, welches 4000 Ducaten enthielt.
Die Palcte wurden verwechselt und die Königin mußte ersucht werden,
das Geldpalet zurückzugeben Diese, welche sehr wohl wußte, daß alle
Gehalte seit längerer Zeit in Rückstand waren, besahl hierauf eine Kassen-
revision und diese bestäligle, daß alle Kassen leer, die Rechnungen unbe-
zahlt waren. Da brach sie in die Worte aus: „Also das Hemd, das