Schlacht bei Kolin. Beschießung Zittan's. 483
bindung der Lausitz mit Polen auch noch für einen sächsischen
Prinzen gegen überlassung Kurlands an Rußland das König-
reich Preußen, ohne zu überlegen, wie wenig solche Chimären
den Absichten der Höfe von Versailles, Wien und Petersburg
entsprachen ). Aber in Wirklichkeit kam es ganz anders.
Allerdings mußte Friedrich, durch die Niederlage bei Kolin auf
die Defensive zurückgeworfen, die Belagerung von Prag auf-
geben; da er aber sich wenigstens so lange wie möglich im
nördlichen Böhmen zu halten wünschte, so befahl er seinem
Bruder, dem Prinzen von Preußen, sich um jeden Preis beie
Jungbunzlau zu behaupten. Als sich jedoch die Osterreicher
durch ein Gefecht bei Gabel den Weg nach Zittau öffneten, woa
sich große preußische Magazine befanden, trat der entmuthigte
Prinz in Unordnung und mit großen Verlusten den Rückzug
durch das Gebirge über RNumburg an und nöthigte dadurch=
auch den König von Leitmeritz nach Sachsen zurückzugehen. Am
20. Juli stand die ganze österreichische Armee unter Prinz
Karl und Daun vor Zittau, dessen Kommandant, General
Schmettau, zwar die Aufforderung zur Ubergabe zurückwies,
aber doch mit dem größten Theile der Besatzung die Stadt
räumte, in der nur der Oberst Dierecke mit fünf Bataillonen
zurückblieb um womöglich noch den Inhalt der Magazine zu
retten. Hierauf begannen die Osterreicher am nächsten Vor-
mittag die Stadt mit glühenden Kugeln zu beschießen, eine um
Schonung bittende Deputation der Bürgerschaft wurde von
ihren Heerführern, bei denen sich die sächsischen Prinzen Taver
und Karl befanden, mit Härte zurückgewiesen. Im Begriff
Zittau zu räumen gerieth Dierecke dadurch, daß ein sächsisches
Bataillon den Osterreichern ein Thor öffnete, in Gefangenschaft,
seine kleine Schar brach glücklich zum Heere des Prinzen durch.
Sechzig Häuser der fleißigen Mannfacturstadt lagen in Asche,
470 Bürger hatten zwischen den Trümmern ihren Tod gesunden;
den Schaden schlutz man auf 10 Millionen Thaler an. So
1) Stuhr, Forschungen Über einige Hauptpunkte der Geschichte des
siebenjährigen Kriegs (1842) I. 295. 300.
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