46 Der siebenjährige Krieg.
sein Hauptguartier in Leipzig hatte, an, das unglückliche Land
die ganze Schwere des Krieges fühlen zu lassen, nicht bloß um
seinem eigenen Lande, dem, je länger der Krieg dauerte, die
Beschaffung des nöthigen Geldes und der nöthigen Menschen
immer schwerer fiel, einen Theil der Kriegskosten abzunehmen,
sondern auch als eindringliche Mahnung für den König von
Polen, ernstlich an den Frieden und eine Ubereinkunft mit
ihm zu denken 1). Aus demselben Grunde gab er die brühlschen
Güter seinen Soldaten zur rohesten Verwüstung preis, was
freilich deshalb' ohne Eindruck blieb, weil sich ihr Besitzer für
das, was er in Sachsen einbüßte, von seinem König in Polen
entschädigen ließ. Es wurde ein System planmäßiger Aus-
saugung ins Werk gesetzt. Nachdem schon im vorhergehenden
Ighre Leipzig außer der ihm 1756 auferlegten halben Million
weitere 900000 Thaler und in ähnlichem Verhältniß andere
Städte große Summen hatten zahlen müssen, forderte das
prenßische Felpkriegsdirectorium von den nach Leipzig berufenen
Landständen die Erlegung eines Aversionalquantums von
4 Millionen Thalern. Da aber diese hierauf nur unter der
Bedingung eingehen wollten, daß dann alle Contributionen und
Naturallieferungen eingestellt würden, so schrieb die preußische
Bebörde die 4 Millionen selbst aus. Endlich kam eine Con-
vention zu Stande, nach welcher die Stände, gegen Uberlassung
der freien Verwaltung der Einkünfte und gegen Verschonung
des Landes mit allen weiteren Anforderungen, auf das Jahr
1758 3,700000 Thaler, davon 1 Million aus der Kammer,
zu zahlen sich verbindlich machten; da aber die Bezahlung nicht
pünktlich erfolgte, so wurden dennoch von den Preußen Liefe-
1) v. Schöning, Der Siebenjährige Krieg (1851) I, 103 f.: „1I
s'y agit des contributions et des livraisons, qu’il doit demander aussi
fortes qu’il est possible du pays Saron sans plus de menagements,
afin d'en tirer tous ce qu’il pent. On en criera, mais inon intention
est ece dont cependant vous me garderez un profond secret) de presser
par là lo Roi de Pologne de songer serieusement à une pair ct un
accommodement avec moi et ne pas se laisner plus mener des Autri-
chiens par le nez.“