Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Ueberfall bei Hochlirch. 489 
zwei Seiten Dresden zu bedrohen, welches Prinz Heinrich, 
nachdem er das unhaltbar gewordene Lager bei Zschopau ver- 
lassen, mit seinen weit geringeren Streitkräften in einer sehr 
geschickt gewählten Stellung bei Gamich bis zur Ankunft des 
Königs zu decken suchte ). Dauns übergroße Langsamkeit ließ 
dem Letzteren Zeit nach Besiegung der Russen zur Rettung 
Dresdens herbeizueilen, worauf jener sich in ein befestigtes La- 
ger bei Stolpen zurückzog und dasselbe erst, als Friedrich sich 
der großen Straße nach Schlesien bemeisterte und die österreichi- 
schen Magazine in Zittau bedrohte, mit einem nicht minder festen 
südlich von Bautzen vertauschte. In der Meinung, Daun sei 
auf dem Rückzuge nach Böhmen, folgte der König nach Bautzen; 
er hielt die Behntsamkeit seines Gegners für Zaghaftigkeit, ver- 
nachlässigte darum dic wichtigsten Vorsichtsmaßregeln und ließ 
sich im Morgengrauen des 14. Octobers bei Hochkirch von ihm 
überfallen. Leicht hätte dieser furchtbare Schlag über den Besitz von 
Sachsen entscheiden können, wenn nicht Friedrich mit bewunderungs- 
würdiger Standhaftigkeit seine ungebrochene Haltung bewahrt 
und Daun, wie gewöhnlich die rechte Benutzung des Sieges 
versäumend, ihn ungehindert hätte nach Schlesien abziehen lassen. 
Statt ihm dahin zu folgen beabsichtigte er vielmehr im Ver- 
ein mit der Reichsarmee den Versuch der Befreiung Sachseus 
zu erneuern, dessen Vertheidigung der König, nachdem er seinen 
Bruder zu sich berufen, den Generalen Fink, Itzenplitz und 
Hülsen anvertraut hatte. Immer mehr hatte sich die Ueber- 
zeugung Bahn gebrochen, daß die Wiedereroberung Sachsens 
die nothwendige Vorbedingung für Friedrichs Besiegung sei. 
um aber die schöne, mit unschätzbaren Kunstwerken angefüllte 
Residenz, für deren Schonung sich die kurfürstliche Familie auf 
das dringendste verwendete, den Schrecken des Kriegs so wenig 
wie möglich auszusetzen, suchten Daun und der Herzog von 
Zweibrücken Dresden in einem weiten Bogen zu umspannen 
und die Preußen womöglich ohne Kampf davon abzudrängen, 
was jedoch von den preußischen Heerführern durchschaut und 
1) v. Schöning a. a. O., S. 256 ff.
	        
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