Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Das Jahr 1760. 497 
Leipzig dem General Hülsen und zog sich schließlich ins Erz- 
gebirge zurück. Der König fand Daun, der den Befehl er- 
halten hatte zur Behauptung Sachsens eine Schlacht zu wagen, 
in einem festen Lager bei Torgau. Mit Aufbietung der letzten 
Kräfte rangen hier 3. und 4. November beide um den Besitz 
des vielumstrittenen Landes und Friedrich behauptete ihn aber- 
mals, nur Dresden mit der nächsten Umgebung blieb den 
Osterreichern, das Reichsheer trieb Hülsen nach der oberen 
Saale zurück. Friedrich nahm sein Hauptquartier zu Leipzig; 
die Noth machte ihn immer unerbittlicher, aber nicht bloß 
das Geldbedürfniß, sondern auch die höchst verzeihliche Par- 
teilichkeit der Leipziger für das Reichsheer reizte ihn zu den 
härtesten Maßregeln gegen diese Stadt. Auf die Weigerung 
des Magistrats, die baar und an Lieferungen geforderten 
1,100000 Thaler zu zahlen, hing man Pechkränze auf, da 
dies keinen Eindruck machte, warf man 120 der vornehmsten 
Magistratspersonen und Kaufleute in Kerker und drohte 17 
von ihnen als Rekruten nach Magdeburg abzuführen, als sich 
ein berliner Kaufmann, der edle und reiche Gotzkowski, ins 
Mittel legte, die Ermäßigung der Summe auf 800000 Thaler 
durchsetzte und sich selbst für deren Zahlung verbürgte, eine 
Handlung der Großmuth, die er 1762 wiederholte, indem die 
der Stadt und dem leipziger Kreise auferlegten Summen gegen 
seine Bürgschaft herabgesetzt wurden 1). Außer dem ungeheuren 
Schaden, den die Münzverschlechterung that, bezahlte auch 
Maria Theresia ihre Heere fast nur mit Papier und in einigen 
Gegenden des sächsischen Erzgebirges waren an Stelle des fast 
ganz verschwundenen Geldes beschriebene und besiegelte Papier- 
streifen in Umlauf. Endlich gingen neben den Leiden des Kriegs 
die immer höher hinaufgeschraubten Steuern einher, die das 
Land für seine eigene Regierung aufbringen sollte; auf die 
Jahre 1750—61 waren die Schocksteunern um 14 Pfenmige, 
also auf jährlich 183750 Thaler erhöht, die Quatember= 
1) [Gotzkowskil, Geschichte eines patriotischen Kaufmanns (1768), 
S. 99 ff. 
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 32
	        
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