Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Sachsen nach dem Frieden zu Hubertusburg. 503 
auf 3,177332 Thaler, und die bei der Gesandtschaftskasse, die 
man auf 1,073636 Thaler berechnete. Die ganze Masse der 
Schulden, die der Lausitzen, Polens, der einzelnen Städte 
und Gemeinden noch nicht mitgerechnet, belief sich über 40 Mil- 
lionen 1). Die während der ersten sechs bis acht Jahre seiner 
Regierung in Folge der im Auslande aufgenommenen Anleihen 
sehr lebhaft gewesene und noch während des Krieges durch die 
Anwesenheit der fremden Heere unterhaltene Circulation des 
Geldes hatte jetzt nach dem Frieden völlig aufgehört; der Han- 
del, schon vor dem Kriege durch die schlechte Verwaltung und die 
preußische Grenzsperre gesunken, sing an sich aus Sachsen weg- 
zuwenden, die Nachbarn begannen sich ohne Sachsen behelfen 
zu lernen; die Erpressungen, denen sich Leipzig während des 
Krieges ausgesetzt sah, bewirkten, daß der Credit und die So- 
lidität seines Handels sanken, daß viele Kaufleute von da weg- 
zogen, der Wechselhandel sich zum Theil nach Frankfurt a. M. 
schlug. Die Mannfactur verfiel bei der Schwierigkeit des Ab- 
satzes und der Krieg nahm ihr die Arbeiter; viele Hunderte der 
letzteren suchten eine Zuflucht im Auslande. Von den groß- 
schönauer Damastwebern, denen ihre Innungsartikel streng ver- 
boten ihre Kunst anderswo als in ihrem Heimatsorte zu üben, 
hatte Friedrich der Große 270 mit 43 Stühlen nach Preußen 
übergesiedelt. Auch dem Ackerbau fehlte es an Armen und er 
erlag den Kontributionen und anderen Übeln des Krieges, der 
Boden lag unbebaut, fast der ganze Viehstand fehlte und das 
Vorhandenc riß eine Viehseuche noch hinweg. Die Magistrate 
waren auf das Äußerste verschuldet und drückten wieder, ohne 
Rechnung abzulegen und controlirt zu sein, auf ihre Bürger; 
die Zerrüttung des Münzwesens erzeugte eine Preissteigerung 
aller Dinge, die am härtesten auf den Festbesoldeten lag, die 
Heerstraßen waren fast unbrauchbar geworden, die Wälder zum 
Theil auf der Elbe nach Hamburg geschwommen, die Polizei, 
deren Handhabung ohnehin dadurch erschwert war, daß sie sich 
zum großen Theile in den Händen der Localbehörden befand, 
war durch den Krieg fast völlig verschwunden. Die Justiz, 
1) Gretschel III, 137. Büsching, Magazin XI, 14 ff.
	        
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