Die Künste. 515
ihm 1746 der Ankauf der Gemäldegallerie des Herzogs
Franz III. von Modena, 100 herrlicher Bilder von den größten
italienischen Meistern, für 100000 Zechinen, worauf die ganze
Sammlung ihre neue Aufstellung in dem von Knäöfel dazu ein-
gerichteten ehemaligen Stallgebäude erhielt; die edelste Perle
der ganzen dresdner Gallerie, Rafaels Sixtinische Madonna,
erwarb er erst 1753 aus einem Kloster bei Piacenza um
20000 Zechinen 1). Aber auch in das Reich der Künste brach
der siebenjährige Krieg zerstörend ein, die Musen entflohen wor
dem Getöse der Waffen. Hasse kehrte nach Italien zurück,
Oeser fand eine Zuflucht bei Graf Bünau in Dahlen; ein Theil
der Oper, des Ballets und des italienischen Schauspiels folgte
dem Könige nach Warschau, nur die Kirchenmusik blieb dem
verwaisten Dresden; der Vandalismus der Soldaten, die Rache
des Siegers und das Bombardement gefährdeten die kostbarsten
Kunstschätze; Dresdens Principat in den Künsten war dahin,
das in der Architectur namentlich mußte es an Berlin abtreten.
Während aber das Kunstleben der Residenz sich mur in
gewissen ausschließlichen Richtungen bewegte, ein durchaus un-
deutsches Gepräge trug, die Kurprinzossin italienisch oder frau-
zösisch dichtete und Dresden „damals viel weniger eine deutsche
Stadt als eine vorgeschobene Stätte für den Luxus, die Ge-
selligkeit und die Künste des südlichen Europas war“, stieg auf
wesentlich verschiedenen Grundlagen um die Mitte des Jahr-
hunderts Leipzig zu einer Hauptpflanzstätte der gesamten
modernen deutschen Bildung empor. Obgleich nach dem Maß-
stabe der Gegenwart gemessen nur eine Stadt von sehr mäßigem
Umfange, vereinigten sich doch gerade in ihr wie iin keiner
zweiten Deutschlands und frei von der beklemmenden Atmosphäre
des Hofes die besten im Bürgerstande enthaltenen Elemente zu
1) Hettner, Geschichte „der deutschen Literatur im achtzehnten
Jahrh. (1862) I, 422 ff. — Herders Epigramm in der Adressca I, 304:
„Blühe, deutsches Florenz mit deinen Schätzen der Kunstwelt,
Stille gesichert sei Dresden -Olpmpia uns.
Phidias-Winkelmann zrwacht' an deinen Gebilden,
Und an deinem Altar sprossete Rafael-Mengs.
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