J. Ch. Gottsched und Fried. Neuberin. 523
bittert über den Fanatismus, mit dem jener gegen die Oper
als eine Beförderin der Wollust und Verderberin der Sitten
eiferte, ihm entgegenarbeitete. Noch empfindlicher machte sich
ihm die Feindschaft des einflußreichen Mannes bei Gelegenheit
der zwischen ihm und der Neuberin ausgebrochenen ärgerlichen
Zwistigkeiten fühlbar, als diese soweit ging, ihren früheren
Patron in dem „Allerkostbarsten Schatz“ von derselben Bühne
herab öffentlich zu verspotten, auf der er sonst seine Triumphe
gefeiert hatte, und auf Gottscheds deshalb beim Rathe er-
hobene Beschwerde ein von Brühl herrührender Kabinetsbefehl
die Aufführung zu gestatten gebot, ja dessen Bibliothekar Rost
sogar den Angriff auf den literarischen Machthaber, seinen
früheren Lehrer, fortsetzen mußte. Erst viel später, nach Königs
Tod, fand Gottsched einige Berücksichtigung bei Hofe, haupt-
sächlich durch das kurprinzliche Paar, welches sich wenigstens
einigermaßen für deutsche Kunst und Literatur interessirte, daher
auch die Berufung der von Leppert, früher Kochs Harlekin,
gebildeten Truppe nach Dresden auf ihre Veranlassung geschah;
die Kurprinzessin nahm die Widmung der von Gottscheds geist-
reicher Frau übersetzten Schriften der Acalomio des inscrip-
bions an, ließ von ihm ihre Convewione di S. Agostino ius
Deutsche übertragen und sich einige seiner Schauspiele behufs
deren Aufführung schicken, ja 1747 unternahm das gelehrte
Ehepaar selbst eine Reise nach Dresden, wo auf des Ministers
Theater von jungen Cavalieren gottschedsche Stücke aufgeführt
wurden; dagegen scheiterte der Versuch, die Gunst des fürstlichen
Paares für die Erhebung der von ihm nach seinem unfrei-
willigen Ausscheiden aus der Deutschen Gesellschaft gestifteten
Gesellschaft der freien Künste zu einer Akademie zu benutzen,
an der Hauptklippe jener Zeit, dem Kostenpunkt. Als der
seit der Verbrennung des Harlekins abnehmende Zuspruch
des Publikums die neubersche Truppe 1741 einer Einladung
der Kaiserin Anna nach Petersburg zu folgen veranlaßte, über-
trutz Gottsched seine Protection auf deren Nachfolger J. F.
Schönemann, unter dessen Gesellschaft sich damals Eckhof bildete,
und nach dessen Weggang auf G. F. Koch, um den er sich