Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Die sächsische Dichterschule. 525 
lagsort gewöhnlich Bremischen genaunten Beiträge vereinigten. 
Bei der ungemeinen Fruchtbarkeit an literarischen Namen, die 
Sachsen damals besaß, traten dieselben als eine eigene sächsische 
Schule auf, die mit Gottsched wenigstens das Bewußtsein ge- 
mein hatte, daß von Leipzig aus die deutsche Literatur be- 
herrscht werden könne und müsse. Neben dem Herausgeber 
K. Ch. Gärtuer aus Freiberg stehen J. A. Cramer aus Jöh- 
stadt, die Brüder Joh. Elias und Joh. Ad. Schlegel aus 
Meißen, der Oberlausitzer Chr. Mylius aus Reichenbach, G. 
W. Rabener aus Wachau bei veipzig, Chr. Fürchtegott Gellert, 
1715 zu Hainichen geboren und mit Gärtner und Rabener 
schon auf der meißner Fürstenschule befreundet, F. W. Zachariä 
aus Frankenhausen, K. A. Schmid aus Langensalza u. a. Ihnen 
schloß sich auch Klopstock aun, als er die Universität Jena mit 
der zu Leipzig vertauschte; hier vollendete er die drei ersten 
Gesänge des Messias, deren enthusiastische Aufnahme den er- 
bitterten Gottsched verleitete, ihm in dem Hermann des Herrn 
v. Schönaich ein nach seiner Theorie geschriebenes Epos ent- 
gegenzustellen und den Verfasser 1752 durch die leipziger 
philosophische Facultät zum laiserlich gekrönten Pocten ernennen 
zu lassen. Die größte Bedeutung aber für die Geschichte ihrer 
Zeit haben von den Mitgliedern dieses Kreises trotz aller 
dichterischen Unzulänglichkeit Nabener (geb. 1714, gest. als 
Obersteuerrath zu Dresden, wo er durch das Bombardement 
1760 seine Habe und einen Theil seiner Manuscripte verlor) 
und Gellert (geb. 1715, 1751 außerordentlicher Professor der 
Philosophie mit 100 Thaler Gehalt, die sich nach Mascovs 
Tode als Guadengehalt auf 450 Thaler erhöhten, st. 1769), 
als dicicnigen, welche zuerst wieder mit Bewußtsein den volks- 
thümlichen Ton in die Literatur zurückführten, ihre Stoffe dem 
heimischen und alltäglichen Leben entnahmen, die Literatur, 
die sich bereits die Beachtung der Gebildeten erobert hatte, 
mun auch wieder zur Sache des Volkes machten, und deshalb 
auf ihre Zeit und ihr Volk eine tiefere Wirkung ausübten als 
irgend ein anderer, ob auch reicher begabter Dichter. Gellert 
namentlich, in seiner Gemüthstiefe, seiner schlichten Demuth
	        
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