1768
5384 Kurfürst Friedrich Christian.
den schwierigsten Verhältnissen, als das Land in feindlicher Ge-
walt und Tummelplatz fremder Heere war, dessen wichtigste
inneren Interessen vertrat und im wesentlichen die Regierung
führte, die auch an den dem hubertusburger Frieden vorher-
gehenden Unterhandlungen mit den auswärtigen Staaten ent-
scheidenden Antheil nahm, die unmittelbare Correspondenz mit
Maria Theresia führte und nach Abschluß des Friedens auf
einer Zusammenkunft, welche sie und der Kurprinz 16. März
1763 zu Moritzburg mit Friedrich dem Großen hatten, zuerst
wieder ein freundliches Verhältniß zu dem mächtigen Nachbar
anbahnte 1). So ließ es auch der nunmehrige Kurfürst eine
seiner ersten Regierungsmaßregeln sein, daß er 8. October 1763
seiner Gemahlin die Direction des gesamten Finanzwesens,
28. November auch die Oberaufsicht über die durch den Krieg
heruntergekommene Porcellanmamnfactur und damit einen sehr
bedeutenden Antheil an den Reformen übertrug, welche nun,
nachdem schon am 6. October die noch versammelten Land-
stände zugleich mit der Religionsversicherung den Auftrag erhal-
ten hatten ihre Berathungen fortzusetzen, unverzüglich in An-
griff genommen wurden.
Wohl fühlend, daß mit seines Herrn Tode auch seine
Nolle ausgespielt sei, suchte Brühl wenige Tage darauf seine
Entlassung von sämtlichen Chargen und Amtern nach. Mit
unverdienter Schonung gewährte sie ihm der Kurfürst 13. Octo-
ber 1763 in der Art, daß Brühl das Präsidium im Geheimen
Conseil nebst 8000 Thaler Gehalt und vom 1. November an
eine Pension von 36000 Thalern behalten sollte, allein schon
am 28. October folgte der Günstling seinem Herrn ins Grab
nach 2). Unsanfter verfuhr man mit seinen Vertrauten, dem
Baron Gartenberg und den NRäthen v. Heinecken und Hausius,
1) Außer v. Weber a. a. O. siehe die Schilderung, welche Hanbury
Williams, englischer Gesandter in Dresden, von ihr entwirft, in Hor.
Walpole Memoirs II, 468.
2) Sein Testament, ein widerliches Beispiel des Versuchs, die Heuchelei
noch über das Grab hinaus fortzusetzen, siehe in Weiße's Museum
II, 2. S. 42. Ebendas. ein Verzeichnisz seines Nachlasses.