538 Kurflrst Friedrich Christian.
auch noch von dieser Summe 150000 Thaler auf die Kammer-
einkünfte, sondern ließ auch für diese Verwilligungszeit den Bei-
trag zu den Kammerschulden und etliche andere Anforderungen
der Kammer fallen, versprach ferner die gegen die Landaccise
oft schon vorgebrachten Beschwerden abzustellen und erklärte im
Landtagsabschied, 20. November, in Bezug auf die nicht minder
oft gehörten landschaftlichen Beschwerden über die eigene Juris-
diction der Kammer: „daß er sich diesfalls dergestalt bezeigen
wolle, daß die getreuen Vasallen und Unterthanen im Werk
erfahren würden, wie ihre gegründeten Rechte und Befugnisse
ihm ebenso unverletzlich wären als diejenigen, die sein und
seiner Rentkammer eigenes Interesse unmittelbar beträfen, er
auch letzteres weder dem Interesse der getreuen Unterthanen
entgegenstellen zu lassen, noch in den Fällen, da eine rechtliche
Entscheidung nöthig, von der allgemeinen Vorschrift der in
hiesigen Landen üblichen Nechte und Gesetze auszunehmen ge-
meinet sei“.
Am Hofe, wo Brühl zu Gunsten der von ihm selbst be-
kleideten Chargen die Competenz aller übrigen beschränkt oder
zusammengeworfen hatte, trennte der Kurfürst das Amt des
Oberkammerherrn wieder von dem des Hausmarschalls; aus
Gründen der Sparsamkeit wurden die Stelle des Oberfalkeniers
und Oberpostmeisters eingezogen, die Falknerei und die Hirsch-
jagd zu Hubertusburg, die Oper und das Ballet, die allein
jährlich 100000 Thaler gekostet hatten, verabschiedet, die über-
mäßig hohen Gunstgehalte und Pensionen, besonders der höheren
Stellen, reducirt und die darüber nicht ausbleibenden Klagen
durch die Regelmäßigkeit der Bezahlung ausgeglichen, — lauter
Maßregeln, welche an dem erusten Willen des Kurfürsten, auch
seinerseits an den Opfern, die von den Unterthanen gefordert
werden mußten, mittragen zu helfen, keinen Zweifel ließen und
darum auch von anderer Seite Bereitwilligkeit dazu hervor-
riefen. Trefflich um Zutrauen zu erwecken und der Willkür
der höheren Beamten vorzubengen war die Einrichtung, daß
Jedermann sich mündlich oder schriftlich dem Kurfürsten selbst
und seiner Gemahlin nähern durfte. Eine der ersten Sorgen