Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Fortgang der Restauration. 543 
er allein diese Last nicht auf sich nehmen könne, so blieb ihm 
freilich zum Heile Sachsens nichts anderes übrig als von einer 
ernstlicheren Bewerbung abzustehen 1); er wies die Anhänger 
seines Hauses an, den Günstling Rußlands, den Grafen Stanis- 
laus August Poniatowski, zu unterstützen in der Hoffnung, daß 
bei dessen Tode die Chancen für das sächsische Kurhaus gün- 
stiger liegen würden. Im folgenden Jahre verzichteten dieser 
und Kaver im Namen seines Mündels gegenseitig auf alle An- 
sprüche; nur der sächsische Palast in Warschau nebst Zubehär 
verblieb in sächsischem Besitz ). Jedoch hörte TKaver deswegen 
nicht auf mit der sächsischen Partei in Polen einen regen Ver- 
kehr zu unterhalten. 
In Bezug auf den Mechanismus der Regierung traf der 
Administrator die Einrichtung, daß die gewöhnlichen Angelegen- 
heiten ihm schriftlich eingereicht werden mußten und er ebenso 
darauf resolvirte; indem er zweimal wöchentlich Conseil hielt, 
zu welchem sämtliche Kabinetsminister und Geheimenräthe, 
wenn nöthbig auch die Chefs der Oberbehörden, berufen wurden, 
während auch dif Vorstände der unteren Departements das 
Recht hatten ihm Vortrag zu halten, bewahrte er der Ver- 
waltung die nöthige Durchsichtigkeit und sich selbst den Einblick 
in den Gang der Geschäfte. Die Präsidien, welche Brühl in 
seiner Hand zusammengehäuft hatte, wurden wieder getrennt, 
die bisherige Titelvergeudung beschränkt, untaugliche Beamte 
beseitigt und durch tüchtige, zum Theil aus dem Auslande be- 
rufene Männer ersetzt; v. Fritzsch wurde unter ihm zum Con- 
ferenzminister, v. Poigk zum Vicekanzler, Gutschmid zum Ge- 
beimen Assistenzrath und Archivar, v. Fletscher und Dr. A. 
Wagner-zu Geheimenräthen ernaunt, der Kanzler v. Stammer 
durch seine Erhebung zum Landvoigt der Oberlausitz, einer 
Würde, welche nominell seit 1703 der Kurprinz bekleidet hatte 
1) Flemming an Kaunitz 27. Februar 1764. Dresdner Archiv. 
2) Die Verträge vom 6. und 20. October bei Martens, Recucil 1, 
302. Vergl. Coxe, Geschichte des Hauses Österreich, deutsch von Dippoldt 
und Wagner (1817) IV, 366.
	        
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