Conflict mit den Ständen. 558
nicht umhin anzuerkennen, daß die geforderte halbe Million
die erschöpften Kräfte des Landes überschreite, noch verhehlte
es die der Einführung der vorgeschlagenen Imposten ent-
gegenstehenden Bedenken, aber der Administrator bestand mit
Hartnäckigkeit darauf, seinen Willen auch gegen den Widerspruch
der Stände durchzusetzen. Indem er ihnen in sehr ungnädiger
Weise ihre Bedenken verwies, acceptirte er zwar die angebotene
Million, aber lediglich als regelmäßigen Beitrag zum Unter-
halte der Armce und verlangte außerdem, da die Imposten
zur unerläßlichen Erfüllung des Restes bei weitem nicht aus-
reichten und andere von den Ständen in Vorschlag gebrachte
Auskunftsmittel ungeeignet seien, eine Erhöhung der Steuern
um 5 Pfennige und 5 Ouatember, sowie den Mahlgroschen mit
1 Gr. vom Scheffel Roggen und 2 Gr. vom Scheffel Weizen.
Da jedoch die Stände bei ihrer Weigerung blieben, ließ er den
Erbmarschallamtsverweser v. Hopffgarten, der als Haupt der
Renitenten galt, vor den Geheimenrath fordern und ihm unter
heftigen Vorwürfen über dieses pflichtwidrige Gebahren ge-
messenst aufgeben, das Bewilligungsgeschäft nochmals vorzu-
nehmen, und zugleich den Ständen anbefehlen ihre Vota in-
dividualiter zu Protokoll zu geben und dasselbe einzureichen.
Auch dieser Einschüchterungsversuch hatte nur theilweisen Erfolg.
Alles Zuredens ungeachtet verweigerte der Amtsverweser, da
er Auftrag erhalten habe sich auf einen mündlichen Vortrag
nicht einzulassen, jede Auskunft; der letzteren Forderung fügten
sich zwar die Stände, obgleich nicht ohne Hinweis auf deren
Verfassungswidrigkeit, nahmen sich aber ihres Viceerbmarschalls
nachdrücklich an, wiederholten in der Hauptbewilligungsschrift, daß
sie sich, des Administrators Willensmeinung pünktlich zu er-
füllen, durch die zu Tage liegende Unmöglichkeit die Aufbringung
mit Conservation der Unterthanen zu bewirken, gänzlich be-
hindert sähen, baten einmüthig um Herabsetzung des kurfürst-
lichen Deputats auf 78364 Thaler und waren nur insofern ver-
schiedener Meinung, als jeder Stand die neue Last möglichst
dem anderen zuzuwälzen suchte; die Ritterschaft verbat ein-
stimmig den Mahlgroschen, bewilligte aber durch Stimmenmehr-