Andreã. Wittenberger Katechismus. 45
streitigen Artikel in einer von ihm aufgestellten Eintrachts-
formel zusammenzuschweißen unternahm und auf seinen diesem
Zwecke gewidmeten Reisen, mit Empfehlungsschreiben des Land-
grafen Wilhelm von Hessen und Herzogs Julius von Braun-
schweig versehen, 1569 auch nach Sachsen kam, bei August
Beifall, bei der Universität Wittenberg jedoch Lauheit und selbst
Abneigung fand. Sein Bestreben, sich zwischen den widerstreiten-
den Meinungen mittelst künstlich gestellter Formeln hindurch-
zuwinden, entbehrte nicht nur der Kraft innerer Wahrheit,
sondern diente nur dazu, die Unversöhnbarkeit derselben ans
Licht zu bringen. Der Schein von Übereinstimmung, den er
auf einer Theologenversammlung zu Zerbst, 7. Mai 1570,
zu Stande gebracht hatte, zerraun sehr bald, indem die Witten-
berger jede Aussöhnung auf anderer Grundlage als der des
Corpus doctrinae, die Jenenser jeden Versuch, „Christum und
Belial in einen Klumpen zu schmelzen“, von sich wiesen. Die
Kluft war breiter denn je. Nachdem die Ersteren noch 1570
in dem „SEndlichen Bericht der Theologen zu Leipzig und
Wittenberg“ die eigentlich evangelische Orthodoxie ihres Be-
kenntnisses aufs neue nachzuweisen gesucht hatten, ließen sie zu
Anfang des folgenden Jahres den wittenberger Katechismus
ausgehen. Obgleich dieser nichts anderes war als ein zu
pädagogischen Zwecken veranstalteter Auszug aus dem Corpus
doctrinae, so wurde er doch eben darum das Ziel der heftig-
sten Angriffe von Seiten ihrer Gegner, welche um jeden Preis
die Vergiftung der Jugend durch dieses unreine und sacramen-
tirische Buch, das Luthers Lehre zerstöre, verhindern wollten.
Kurfürst August sing an, des endlosen Kampfes überdrüssig
zu werden; „er wolle 20000 Gulden geben“, betheuerte
er, „wenn die neuen Bücher nicht gedruckt worden wärcn"“.
Seine Verlegenheit wuchs, als Th. Beza sich herausnahm,
ihm eine gegen Seluecker gerichtete Schrift zu widmen, und
ihn dadurch vor aller Welt als einen Zugehörigen seiner Partei
hinzustellen schien. In einer Regung von Mißtrauen gegen
die Wittenberger inhibirte er eine Zeitlang das Erscheinen
ihrer neuesten Streitschrift „Von der Person und Monsch-