Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Charakter und Vermählung. 559 
Zeitverhältnisse in Gleichgewicht zu setzen, sondern leicht zu 
hartnäckigem Festhalten an Vorurtheilen umschlug. Wem er 
trotzdem die Liebe und das Vertrauen seiner Unterthanen in 
einem Grade besessen hat, wie sie selten einem Fürsten zu Theil 
werden, so verdankte er dies der peinlichen Gewissenhaftigkeit, 
die aus jeder seiner Handlungen hervorleuchtete, der Pflicht- 
treue, mit der er gestützt auf tüchtige Beamte die Reorganisation 
des Staates fest und besonnen weiter führte, der strengen Ord- 
nung, welche er nicht nur in allen seinen Privatangelegenheiten 
einhielt, sondern auch der gesamten Staatsverwaltung mittheilte, 
endlich der Ehrlichkeit seiner äußeren Politik, durch die er nicht 
minder als durch seine innere Verwaltung die Achtung vor 
dem sächsischen Namen wiederherstellte. 
Kurz nach Übernahme der Regierung, 17. Januar 1769, 
vermählte sich der achtzehnjährige Kurfürst mit der um ein 
Jahr jüngeren Schwester des Herzogs Karl von Zweibrücken, 
der wiederum fünf Jahre später des Kurfürsten Schwester 
Maria Amalie zur Gemahlin nahm 1). Aber erst am 21. 
Juni 1782 gebar die Kurfürstin ihrem Gemahl die Kurprinzessin 
Maria Auguste, das einzige Kind, welches dieser langen Ehe 
entspringen sollte. Erst als die Hoffuung, daß der Kurfürst 
directe Nachkommenschaft erzielen werde, fast aufgegeben war, 
dachte man an Vermählung seiner jüngeren Brüder. Prinz 
Anton, früher einmal für den geistlichen Stand bestimmt, ver- 
mählte sich 24. October 1781 mit Maria Antonia, der Tochter 
1) Eine 1769 in Dresden umlaufende Geschichte, deren Wahrheit 
allerdings Graf Sacken in Abrede stellt, wollte wissen, der jungen Kur- 
fürstin sei in der Nacht ein Gespenst erschienen, um ihr über ihr Verhalten 
in Bezug auf die Religion Rathschläge zu ertheilen, es sei aber bei seinem 
nächsten Besuche von zwei Personen, angeblich den beiden Brüdern des 
Kurfürsten, so cmpfangen worden, daß Pater Idzel nach drei Tagen 
daran gestorben. v. Weber 1, 221. — Das Bild, welches Mirabean, 
Iistoire sccrete de ln Cour de Uerlin (1789) I, 193 von der Kurfürstin 
entwirft, ist sehr wenig geschmeichelt. — Über die ganz im Rococostil be- 
gangenen Fcierlichkeiten bei dem Einzuge der jungen Kurfürstin s. Gret- 
schel III, 197. 
1769
	        
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