Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

570 Kurfürst Friedrich August III. 
mochte, daß ihr, wie die Sachen einmal lagen, von Hewalds 
Aussagen keine weitere Gefahr drohe, seine längere Verbergung 
ihr vielmehr nur zum Nachtheil gereiche, so wurde man auch 
dessen in Frankfurt a. M. habhaft, er saß bis 1778 ebenfalls 
auf dem Königstein. Trotz der Ausgleichung der Differenz 
über den bairischen Nachlaß ließ dieser häßliche Vorfall einen 
Stachel in des Kurfürsten Herzen und eine Erkaltung zwischen 
Mutter und Sohn zurück. 
Diese Vorgänge brachten die ohnehin geweckte Unzufrieden- 
heit des Kurfürsten mit seinen Ministern auf den Gipfel. Auch 
gegen den damals die eigentliche Seele des Kabinets bildenden 
Geheimenrath Ferber, zu dem Agdollo in der letzten Zeit in 
sehr nahen Beziehungen gestanden hatte, zeigte er sich verstimmt, 
wendete jedoch diesem tüchtigen Beamten sein’ Vertrauen bald 
wieder zu; dagegen erregte Sacken durch die Taktlosigkeit, mit 
der er sich in der Cessionsangelegenheit gegen die Kurfürstin- 
Mutter benommen hatte, seinen besonderen Umwillen. Das 
erste Anzeichen von des Letzteren bevorstehendem Sturze war 
23. December 1776 die Ernennung des Generals K. A. 
v. Gersdorf zum Kabinetsminister und Staatssecretair für das 
Militairdepartement, auf welches letztere sich Sacken schon seit 
dem Tode des Chevalier de Saxe (1774) bestimmte Rechunng 
gemacht hatte. Da er aber trotzdem nicht freiwillig zurücktrat, 
so erhielt er gleichzeitig mit dem unfähigen v. Ende 26. März 
1777 in ungnädigster Weise den Abschied, da der Kurfürst kein 
Vertrauen mehr in sie setzen könne. Das Departement des 
Auswärtigen übernahm im April, bis wohin es Gersdorf in- 
terimistisch verwaltet hatte, der zeitherige Gesandte in Berlin, 
Generalmajor H. G. v. Stutterheim, das des Innern am 
2. October Graf J. A. v. Loß, bisher Gesandter in Berlin. 
Dieser Ministerwechsel war der deutliche Ausdruck der 
wesentlich veränderten Nichtung, welche Sachsens Politik seit 
dem Tode König Augusts III. eingeschlagen hatte. Es verdient 
bemerkt und anerkannt zu werden, wie schnell und aufrichtig 
Sachsen sich nach dem hubertusburger Frieden in ein freund- 
schaftliches Verhältniß zu Preußen setzte. Nirgends eine Spur
	        
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