Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Irrungen mit Schönburg. Bairische Erbschaft. 573 
diese die Recesse von 1740 für aufgehoben und die Oberlandes- 
und Oberlehensherrlichkeit über diese Herrschaften als ihr zu- 
ständig erklärte; statt des sächsischen Wappens wurden die 
Reichsadler aufgesteckt, die Unterthanen an die Krone Böhmen 
gewiesen und bedeutet sich nicht mehr nach den sächsischen Ver- 
ordnungen zu richten. Um es nicht zu dem offenen Bruche 
kommen zu lassen, zu dem man es ästerreichischerseits treiben 
zu wollen schien, befahl der Kurfürst seinen Truppen sich überall 
vor den kaiserlichen zurückzuziehen und begnügte sich mit Vor- 
wissen und Einstimmung Friedrichs des Großen, dessen Ver- 
wendung er angerufen hatte, in Wien zu unterhandeln, erreichte 
aber damit vor der Hand nichts weiter, als daß Kaunitz 
25. September die Truppen und die Lehenscommission zurück- 
zurufen versprach. Dennoch sollte Sachsen bald auf einem 
anderen Wege zum Ziele gelangen. 
Am 30. December 1777 trat der bei der Cession am 
1. Mai 1776 vorgesehene Fall ein, daß mit dem Tode des 
Kurfürsten Maximilian Joseph von Baiern der Mannesstamm 
der jüngeren Linie der Wittelsbacher erlosch und die bairische 
Kur dadurch an den nächsten Collateralerben, den Kurfürsten 
Karl Theodor von der Pfalz, fiel. Auf dieses Ereigniß hatte 
der wiener Hof, dessen Absicht in Süddeutschland wieder einzu- 
bringen, was ihm die schlesischen Kriege in Norddeutschland 
entrissen hatten, längst kein Geheimmiß mehr war, den Plan 
einer Vergrößerung auf Kosten Baierus gegründet. Die Mit- 
nister des verstorbenen Kurfürsten waren gewonnen und der 
neue Landesherr, dem die Versorgung seiner unehelichen Kinder 
über jeder andern Rücksicht stand, ließ sich ohne Schwierigkeit 
zu einer Convention (3. Jannar 1778) bestimmen, der zufolge 
unter Vorbehalt weiteren Vergleichs über einen Austausch ent- 
weder einzelner Gebietstheile oder des ganzen Complexus ganz 
Niederbaiern, die Herrschaft Mindelheim, die böhmischen Lehen 
in der Oberpfalz und die Landgrafschaft Leuchteuberg an letzteres 
fallen sollten. Zu Bemäntelung der österreichischen Begehrlich- 
keit behauptete Maria Theresia auf die bairische Allodialerb- 
schaft Regredienzansprüche zu besitzen, die sie aus ihrer Ab- 
777
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.