Die bairische Allodialerbschaft. 575
9. Februar die Ansprüche seines Herrn durch eine förmliche
Protestation. Gern würde Sachsen die Hand zu gütlichem
Ausgleich geboten haben. Als daher Herzog Karl von Pfalz-
Zweibrücken, der als präsumtiver Erbe und Nachfolger des
Kurfürsten Karl Theodor das nächste Interesse an dem Aus-
trage dieser Streitfragen hatte, den Ansprüchen Sachsens, inso-
fern sie Land und Leute betrafen, mit Berufung auf die fidei-
commissarische Eigenschaft sämtlicher Besitzungen des pfalz-
bairischen Hauses entgegentrat, erklärte ihm der Kurfürst Fric-
drich August seine Bereitwilligkeit sich mit einigem Zuwachs
an Land und Leuten, Sicherstellung einer Baarzahlung und
Ausantwortung der Mobilien begnügen zu wollen. Allein da
sich das wiener Kabinet entschlossen zeigte, durch diese wirklichen
oder vermeintlichen Anrechte Dritter sich in seinen Plänen
nicht beirren zu lassen, so rief Sachsen und nach seinem Bei-
spiele auch Mecklenburg, welches gestützt auf eine 1502 von
Kaiser Maximilian I. erhaltene Anwartschaft mit Ansprüchen
auf die Landgrafschaft Leuchtenberg hervorgetreten war, die Ver-
mittlung Preußens an, und Friedrich der Große rüstete sich dem
Umsichgreifen Osterreichs Einhalt zu thun; er ermuthigte den
Pfalzgrafen von Zweibrücken gegen die wiener Convention vom
3. Jannar zu protestiren und ebenfalls seine, des Königs, Ver-
mittlung anzurufen. Der heftig gereizte Ton, in welchem
Osterreich dieselbe zurückwies, ließ keinen Zweifel darüber, daß
es Willens sei seinen Plan, wenn nöthig mit Waffengewalt,
durchzusetzen. Kaiser Joseph II. drängte zum Krieg, Friedrich
wollte demselben nicht ausweichen, wenn er ihn auch nicht
wünschte. Abermals wie in den schlesischen Kriegen sah sich
Sachsen zwischen Hammer und Ambos, und dem Kurfürsten
mißlang der Versuch, sich die Neutralität zu erhalten. Oster-
reich knüpfte das Zugeständniß derselben an unannehmbare
Bedingungen: Einräumung des Küönigsteins auf zwei Jahre,
freie Schiffahrt auf der Elbe, Gestattung freien Durchzugs,
Reducirung des sächsischen Hceres auf 4000 Mann ½); aber
1) Geschichte der Streitigkeiten über die bairische Erbfolge 11785),
S. 58 fl.