584 Kurfürst Friedrich August III.
Kassel eingeladen werden könnten. Desto weniger ermuthigend
klang die Antwort, die Alvensleben von dem Minister v. Stutter-
heim erhielt; dieser bestritt geradezu die Nothwendigkeit und
Näthlichkeit eines Bundes, wie ihn Preußen anstrebte, da einer-
seits von dem Kaiser vor der Hand nichts zu fürchten, ander-
seits auf die geistlichen Fürsten in keiner Weise zu rechnen sei.
Sachsen hielt an seiner alten Lieblingsidee, der Neutralität,
fest, und nicht ohne Verdruß 1) mußte sich das berliner Kabinet
unter diesen Umständen mit der Hoffnung begnügen, daß es
Gutschmid gelingen werde seinen Collegen und den Kürfürsten
nach und nach zu der preußischen Auffassung zu bekehren. über-
haupt stockte die ganze Sache eine Zeitlang. Da lief zu Anfang
1765 des Jahres 1785 die Nachricht ein, Kaiser Joseph II. stehe
auf dem Punkte, unter Beihilfe Rußlands die durch den
teschener Frieden vereitelten Pläue auf anderem Wege zu er-
reichen, indem Kurfürst Karl Theodor bereit sei, Baiern gegen
die zu einem Königreich Burgund zu erhebenden österreichischen
Niederlande mit Ausnahme von Namur und Luxemburg aus-
zutauschen. Entschlossen diesen die junge Großmachtsstellung
Preußens gefährdenden Ubergriffen und Ländergelüsten Oster=
reichs für alle Zeiten einen kräftigen Damm entgzegenzusetzen,
ermuthigte Friedrich der Große den Herzog Karl von Zwei-
brücken als nächsten Erben des Kurfürsten Preußens Beistand
anzurufen und unternahm es, sich an die Spitze eines „zur Er-
haltung des alten gesetzmäßigen Reichssystems abzuschließenden
Bundes“ zu stellen, dem beizutreten sämtliche Fürsten und Stände
des Reichs eingeladen werden sollten. Unter Hinweis auf die
Gefahren, mit welchen die Projecte des Kaisers Deutschland
bedrohten, legte Alvensleben in Dresden die Nothwemdigkeit
einer Association der deutschen Fürsten dar, um sich die Sicher-
1) Alvensleben an den König: „Toujours ello (la Sazre) ge berco
de Didée de pouvoir comme puissuncc par elle méme soutenir sa neu-
tralité chimérique.“ Ad. Schmidt, Geschichte der preußisch -deutschen
Unionsbestrebungen (1851), S. 76. Dem Verfasser ist das dreoduer
Staatsarchiv nicht zugänglich gewesen, doch bietet dasselbe zu seiner Dar-
stellung keine wesentliche Ergänzung.