Zusammenkunft in Pillnitz. 593
Politik zu verstricken. Der persbuliche Antheil, den König
Friedrich Wilhelm II. an dem Schicksale Ludwigs XVI. nahm,
erleichterte dem Kaiser die Erreichung seiner Absicht, Preußen
durch die Rücksicht auf das revolutionäre Frankreich die Hände
zu binden und ihm dadurch jede weitere Einmischung in die
Politik Osterreichs, namentlich in Bezug auf die Türkei und
Polen, uumöglich zu machen. Am 25. Juli 1791 schloß Oberst
Bischofswerder, der Hauptverfechter der preußischen Friedens-
politik, mit Kaunitz zu Wien einen Präliminarvertrag zu dem
Zwecke, um gemeinschaftlich eine europäische Verständigung über
die Vorgänge in Frankreich herbeizuführen. Außer Rußland
und den Seemächten sollte auch der Kurfürst von Sachsen zum
Beitritt eingeladen werden; obgleich aber dieser durch eine
Sendung des Grafen Marcolini an den Kaiser nach Mailand
dem preußischen Abgesandten eine günstige Aufnahme zu sichern
bestrebt gewesen war, so lehnte er doch, entschlossen auch fernerhin
an der stricten Neutralität festzuhalten, die Einladung ab, in-
struirte auch alle seine Gesandten an auswärtigen Höfen in
dem nämlichen Sinne 1). Dem entsprechend rieth der Kurfürst
auch auf dem Reichstage wiederholt zu gütlicher Beilegung der
Irrungen mit Frankreich, welche sich durch die Ausdehnung der
Decrete der Nationalversammlung auf deutsche Reichsstände
erhoben hatten, und als Kaiser Leopold II. am 11. Juni
im tiefsten Geheimniß aufragte, ob es dem Kurfürsten ge-
nehm sein würde, wenn die zwischen ihm und dem Könige von
Preußen beabsichtigte Zusammenkunft zu Pillnitz stattfinde, wo-
bei er Gelegenheit finden werde zur Befestigung der Freund-
schaft zwischen den beiden Höfen beizutragen, so durfte er auf-
richtig versichern, daß er mit Freuden zu diesem Zwecke mitwirken
und Zeuge sein werde von den Maßregeln der beiden Häfe
um dieses heilsame Werk sicher zu stellen, von welchem das
dauernde Glück des Vaterlandes und ganz Europa's abhängen
werde. Am 25. August erschienen die beiden Monarchen mit
ihren Thronfolgern, von Seiten Rußlands der Prinz von
1) Pölitz a. a. O. I, 239.
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 38