Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Die Bauernunruhen. 607 
setzten sich gerichtlichen Auflagen und erzwangen Neverse, künftig 
nichts mehr zu verlangen. Unter einander standen die Dorf- 
schaften in lebhaftem Briefwechsel, hielten auf strenge Manns- 
zucht, duldeten keinen Diebstahl. Viele Gemeinden mußten 
gezwungen Antheil nehmen; bis in die freiberger Gegend und 
in die schönburgischen Receßherrschaften verzweigte sich der Auf- 
stand. Alles, sprengten sie aus, geschehe mit Vorwissen des 
Kurfürsten; die Truppen, glaubten sie, würden als selbst meist 
aus dem Bauernstande genommen ihnen nicht viel Schaden zu- 
fügen. Als aber die Aufständischen den Amtmann zu Oschatz 
mißhandelten, ein Detachement von 30 Mann entwaffneten, 
2000 Mann stark die Freilassung eines der Ihrigen vom 
Kreisamt Meißen erzwangen und selbst die Verlesung des 
Tumultmandats keinen Eindruck machte, ergriff die Regierung 
ernstlichere Maßregeln und ernannte eine aus dem Vicekanzler 
v. Burgsdorf und den Hof= und Justitienräthen v. Brand und 
v. Watzdorf bestehende Untersuchungscommission, der ein Trup- 
pencorps unter Generalmajor v. Boblick zur Verfügung ge- 
stellt wurde. Ein kurfürstliches Patent vom 26. August gebot 
den Aufständischen schleunige Rücklehr zum Gehorsam, drohte 
den Widersetzlichen mit Anwendung von Gewaltmaßregeln, setzte 
für die Anzeige der Rädelsführer und Aufwiegler Belohnungen 
aus, versprach aber auch schleunige Abstellung aller billigen und 
gerechten Klagen der Unterthauen und möglichste Beschleunigung 
der zwischen Obrigkeiten und Unterthanen anhängigen Processe. 
Die Umsicht und Besonnenheit der Commission, welche sich nicht 
schente anzuerkennen, daß die Härte und Sportelsucht mancher 
Gerichtshalter, die Strenge einiger Nittergutsbesitzer und deren 
Breamten die Hauptschuld trage, und die gröbsten Excesse da 
vorgefallen seien, wo die Behandlung am drückendsten gewesen, 
bewirkte, daß binnen 14 Tagen der Aufstand gedämpft war; 
nur in Rochsburg, wo die Bauern den Grafen v. Schönburg 
in seinem Schlosse angegrissen hatten, kam es zu einigem Blut- 
vergießen. Von den 200 Verhafteten wurden 34 auf den 
Königstein gebracht, aber schon im nächsten Jahre wieder 
entlassen. Diejenigen Bauern, die mit eigener Gefahr
	        
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