Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

608 Kurfürst Friedrich August III. 
sich um die Erhaltung oder Herstellung der Ordnung verdient 
gemacht hatten, erhielten goldene Medaillen und Geldbe- 
lohnungen ). 
Außer Zusammenhaug mit diesen Vorgängen stand ein 
anderer Act bäuerlicher Selbsthilfe im Amte Hohnstein, der 
durch Jagdbeschwerden veranlaßt war. Obgleich diese im Ver- 
gleich zu früher sich ansehnlich vermindert hatten, so waren sie 
doch immer noch drückend genug; die Metze Hafer, welche einzelnen 
Gemeinden jährlich vergütet wurde, war ein dürftiger Ersatz 
für den angerichteten Schaden, und wenn auch der Kurfürst 
gewissenhaft Sorge trug, daß alle gerichtlich beglaubigten 
Wildschäden aus seiner Privatschatulle ersetzt wurden, so waren 
doch die Formalitäten der Anmeldung, der Untersuchung durch 
Kreishauptmann und Oberforstmeister, der Berichterstattung, 
Taxation und des schließlichen unmaßgeblichen Gutachtens wegen 
etwaiger Vergütung so weitschweifig und schwerfällig, daß da- 
durch die beabsichtigte Wohlthat wieder aufgehoben wurde. 
Zwar besaß der Kurfürst, wie überhaupt keine Leidenschaft, so 
auch nicht die für die Jagd, der seine Vorfahren in solchem 
lbermaße gehuldigt hatten, und übte sie mehr nur aus Ge- 
fundheitsrücksichten; sie galt aber doch für zu unzertrennlich von 
dem Glanze fürstlicher Hoheit, als daß nicht Jagd= und Forst- 
beamte sich wetteifernd ein Verdienst zu erwerben geglaubt 
hätten, wenn sie in ihren Nevieren auf einen möglichst großen 
Wildstand hielten. Dies erzeugte eine Art geheimer Feind- 
schaft zwischen den Jägern, die sich als den begünstigten Stand 
ansahen, und den Landleuten, die ihre Felder der Verwüstung 
des Wildes, zumal der stark gehegten Wildschweine preisgegeben 
sahen; und als einst ein Bauer der hohnsteiner Gegend die 
Umzäunung seines Feldes niedergerissen und seine Saat vom 
Wilde vernichtet fand, vereinigten sich 14 Dörfer dieses Amtes 
zu einer gleichzeitigen und allgemeinen Wildvertreibung, die sich 
immer weiter verbreitete und stellenweise auch zu einer Wild- 
1) v. Liebenroth, Fragmente aus meinem Tagebuche, insbesondere 
die sächsischen Bauernunruhen betreffend (1791), S. 141 ff. Pölit a. a. O. 
J, 225 ff.
	        
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