Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1803 
616 Kurfürst Friedrich Augußt III. 
dabei wenigstens insofern in günstiger Lage, als es für sich 
selbst weder etwas zu verlangen hatte noch auch begehrte, wie 
dies dem strengen Gerechtigkeitssinne des Kurfürsten am besten 
entsprach. Inmitten der allgemeinen Jagd und Hast nach Be- 
reicherung drang er auf genaue Ermittelung der Verlust= und 
Entschädigungsanschläge, die dem von den beiden Vermittlern 
Frankreich und Rußland aufgestellten Entwurfe zu Grunde 
gelegt waren, auf Erhaltung des reichsgesetzmäßigen status 
religionis und der sonstigen Rechte und Freiheiten der Unter- 
thanen in den zu säcularisirenden Landen, auf Sicherstellung 
etwaiger Rechte und Ansprüche, welche Dritte an diese haben 
möchten, erklärte sich gegen die weder durch die rastatter Ver- 
haudlungen noch durch den luneviller Frieden gerechtfertigte 
Verwendung der Reichsstädte zur Entschädigungsmasse und, wo 
diese nicht zu vermeiden, wenigstens für Gleichsetzung derselben 
mit den priviligirten Städten derjenigen Staaten, denen sie 
zufallen sollten, und legte für die Personen, welche durch die 
Abtretung des linken Rheinufers ihre bisherige constitutionelle 
Existenz aufzuopfern genöthigt würden, Fürsprache ein 1). Es 
waren wohlgemeinte aber den von Paris her wirkenden Kräften 
gegenüber ohnmächtige Rathschläge, die auf das Zustande- 
kommen des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 
1803 ohne Einfluß blieben. Das Schicksal des Reichs war 
schon lange vor diesem Tage besiegelt und auch ein stärkerer 
Arm als der Friedrich Augusts wäre nicht im Stande gewesen 
es aufzuhalten. Alles, was Kursachsen erhielt, bestand in drei 
neuen Stimmen im Fürstenrathe, für das Markgrafthum 
und das Burggrafthum Meißen und für Querfurt; dagegen 
gab es den unfruchtbaren Titel von Jülich und Cleve auf. 
Der politische Horizont Deutschlands umdüsterte sich mehr 
und mehr. Die Verstimm ung zwischen Osterreich und Preußen, 
die Hinneigung der kleineren Reichsfürsten zu Frankreich, die 
Zerbröckelung des nur noch vegetirenden und der gänzlichen 
Auflösung zueilenden Reichskörpers waren deutliche Symptome 
1) Weiße, Geschichte der kursächsischen Staaten VII, 62,
	        
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