Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Norddeutscher Bund von 1806. 633 
Dresden ermächtigte, daß der Kurfürst von Hessen bereits 
unterzeichnet habe, welchem Beispiele, wie er hoffe, Sachsen 
unverweilt folgen werde, damit er sich sodann der übrigen 
Staaten versichern könne, und er trotzdem bereits Tags vorher 
die herzoglich sächsischen Häuser zur Mitwirkung eingeladen 
hatte. Die Annahme der Kaiserwürde war damit motivirt, 
daß Napoleon dadurch verhindert werden solle auf der den 
1. September bevorstehenden ersten Sitzung des Rheinbundes 
zu Frankfurt den Titel eines Kaisers von Deutschland anzu- 
nehmen. Beigefügt war der Rath das säechsische Heer bei 
Dresden zusammenzuziehen. 
Bei den sächsischen Herzogen fand der preußische Antrag 
überall bereitwilliges Entgegenkommen; nur der Herzog von 
Weimar behielt sich vorgängige Verständigung mit dem Kur- 
fürsten von Sachsen vor. In Dresden selbst aber erregte 
dieser neue Bundesentwurf die unangenehmste Überraschung. 
Die ohne vorgängiges Einvernehmen mit Sachsen beliebte An- 
nahme des Kaisertitels verletzte nicht bloß die Eigenliebe, son- 
dern auch die Rechtsanschauungen des sächsischen Kabinets, 
welches daran festhielt, das die Abdankung des Kaisers und 
die Lossagung verschiedener Reichsstände darum noch nicht die 
positive und gänzliche Auflösung des Reichs mit sich bringe, 
daher auch mit Aufgabe des kurfürstlichen Titels nicht zu eilen 
sei, zumal sich der Kurfürst um den königlichen anzunehmen, 
nicht für mächtig genug hielt. Graf Görtz wurde 24. August 
angewiesen zu erklären: „Die Organisation des näördlichen 
Deutschlands erfordere Uberlegung und Zeit; man würde 
sächsischerseits ein Gegenproject geben; die Allianz aber betrachte 
der Kurfürst als Erneuerung der Erbverbrüderung und sei 
daher im voraus mit derselben einverstanden; zu den großen 
Rüstungen sehe er bei Frankreichs freundschaftlichen Versicherungen 
keine Nothwendigkeit. Wegen Annahme des Kaisertitels von 
Seite Preußens wären Sachsen und Hessen keine vorläufigen 
Mittheilungen gemacht worden, auch habe man keine Nachricht, 
daß Napoleon den deutschen Kaisertitel annehmen wolle, viel- 
mehr behaupte man in Wien, es bestehe eine Acte, worin er
	        
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