Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Norddeutscher Bund von 1806. 637 
auf den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich berechnetes 
Bündniß zu ziehen wünschte, wollte dieses sich nur zu einem 
Defensivbündniß zur Sicherung des nördlichen Deutschlands 
verstehen; während jenes an der Aufrichtung seiner Suprematie 
über Norddeutschland arbeitete, dachte dieses an einen sächsischen 
Sonderbund. Zu einem Kriege mit Frankreich hatte Sachsen 
keinen unmittelbaren Anlaß und selbst im Falle eines siegreichen 
Ausganges dabei nichts zu gewinnen. Von Paris aus wurden 
mit verstärkter Kraft alle Mittel in Bewegung gesetzt, um es 
von der Cooperation mit Preußen zurückzuhalten. „Ihre Re- 
gierung, Ihr Sourerain“, sagte Talleyrand zu dem sächsischen 
Gesandten, „ist weise, und Alles was er thut wird gut sein 
in den Augen des Kaisers, möge nun Sachsen zum nordischen 
Bunde oder in den Rheinbund treten oder der Kurfürst ohne 
einer Verbindung sich anzuschließen, sich zum König erklären 
und die Fürsten seines Hauses unter sein Protectorat und 
seinen besonderen Einfluß nehmen.“ „Es ist groß genug 
um allein zu bleiben“, wiederholte er mehrmals 1). Solche Ein- 
wirkungen verfehlten um so weniger ihres Erfolgs, als sich 
eben die Wünsche des sächsischen Kabinets in derselben Nichtung 
bewegten. Obgleich der König von Preußen in eigenhändigen 
Schreiben vom 16. und 23. September dem Kurfürsten sein 
Bedauern über die zwischen ihren Ansichten hervorgetretene 
Verschiedenheit zu erkennen gab und ihn im Namen ihrer 
Freundschaft und beiderseitigen Sicherheit beschwor, den preußischen 
Unionsentwurf zu gencehmigen, blieb fast das Einzige, was 
Preußen erreichte, daß eine ausdrückliche Erwähnung des abzu- 
schließenden Nordbunds in den sächsischen Allianzentwurf ein- 
geschaltet wurde. Zum wirklichen Abschluß aber kam von allen 
diesen Entwürfen nicht einer. Als Haugwitz sich Ende Sep- 
tember in das Hauptquartier begab, folgte ihm zwar Graf 
Görtz dahin und es fanden dort zwischen beiden und dem Könige 
zahlreiche Besprechungen statt; allein da mittlerweile der Kur- 
fürst von Hessen die Natification des Tractats, weil Preußen 
1) v. Witzleben im Archiv VI, 151.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.