Zustand der sächsischen Truppen 1806. 641
vierzehnjährig, wurde aber oft freiwillig verlängert, so daß sich
eine Menge alter Leute unter den Fahnen befanden, von denen
noch dazu die Mehrzahl verheirathet war 1), was natürlich
sehr dazu beitrug, ihre Kriegslust zu dämpfen. Das ganze
Heerwesen war veraltet und schwerfällig, die Mansvrirfähigkeit
gering; für den Mangel leichter Fußtruppen, wie sie die Preußen
seit Friedrich dem Großen an den Füselierbataillonen besaßen,
bildeten die wenigen 1793 bei jeder Compagnie eingerichteten
Schützen keinen Ersatz, die Bewaffnung war mangelhaft, auf
lbungen im Zielschießen wurde, da diese auf Kosten der Com-
pagniechefs stattzufinden hatten, wenig Werth gelegt. Vorzüglich
war, abgesehen von diesen allen Waffengattungen gemeinsamen
Übeln, die Kavalerie, um welche sich General Bellegarde,
Inspecteur derselben 1788—1793, großes Verdienst erworben
hatte, dagegen die Artillerie der am meisten vernachlässigte
Theil der Armec. Ein stehender Generalstab war nicht vor-
handen, derselbe wurde erst im Bedarfsfalle aus dem Ingenieur-
corps und anderen Offizieren nach eigener Wahl des betreffen-
den Generals zusammengesetzt; seit 1783 beschäftigte sich General
Aster mit einer Landesvermessung, die erst 1825 vollendet war;
eine Militärplankammer wurde zwar 1806 errichtet, bestand
aber nur aus einem Quartiermeister im Generalstabe. Eben-
sowenig gab es ein Kriegsministerium, sondern entweder resor-
tirten die Militärangelegenheiten unmittelbar vom Kurfürsten
oder vom Militärdepartement, welches in Land= und Wirth-
schaftssachen der Kabinetsminister des Inneren, in Commando-
angelegenheiten, Werbungs-, Kriegs= und Justizsachen der der
Commandoangelegenheiten, damals General v. Low, leitete ?).
Das Commando der mobil gemachten sächsischen Truppen,
welche sich an das hohenlohesche Corps anzuschließen bestimmt
1) Im Jahre 1806 zählte man 7379 Soldalenweiber und 12378
Kinder, beim Feldartillericregiment allein 600 Weiber und 1062 Kinder.
2) v. Montbe a. a. O. 1, 1 . — Den Vortrag in den Militär-
commando Angelegenheiten hatte von 1790—1796 General A. B. v. Schic-
bell, dann v. Gutschmid bis 1798, hierauf bis 1805 Graf F. A.
v. Zinzendorf. Pottendorf.
Vöttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 41
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