Krieg von 1806. 643
werden müßten; am 22. September forderte er seine Pässe,
da der Kaiser das Einrücken der Preußen als eine Feindselig-
keit betrachte. Den Rheinbundsfürsten gegenüber motivirte
Napoleon den Bruch mit Preußen dadurch, daß er die Unab-
hängigkeit Sachsens garantirt habe 1). Trotzdem befahl der
Kurfürst dem Grafen Senfft auf seinem Posten zu bleiben, ja
um den ergriffenen Maßregeln ihre rein defensive Bedentung
zu sichern, wurde Zezschwitz angewiesen nur im Fall eines feind-
lichen Angriffs die Grenze des obersächsischen Kreises zu über-
schreiten. Hiervon durch Hohenlohe unterrichtet, sendete der
König von Preußen sosort 29. September den General v. Phull
an den Kurfürsten, um gegen diese für die Operationen möglichen-
falls sehr nachtheilige Einschränkung Vorstellungen zu machen,
worauf dieselbe alsbald wieder zurückgenommen wurde. Wenn
sich aber die Preußen über die zaudernde Langsamkeit der Sachsen
zu beklagen hatten, so erzeugte die Rücksichtslosigkeit, mit der
die preußische Hauptarmee in Folge verspäteter Anordnungen
jene aus ihren Quartieren verdrängte, und der schon beim
Beginn des Feldzugs hervortretende Mangel einer einheitlichen
Oberleitung auch in der sächsischen Armee eine erklärliche und
keineswegs ungerechtfertigte Mißstimmung gegen den nicht frei-
willig gewählten Verbündeten. Die zwecklose Zeitvergeudung
auf der einen Seite, die Überstürzung, mit der die Sachsen
noch vor beendigter Mobilmachung sich in Marsch setzen mußten
um sich bei Chemnitz mit den Preußen zu vereinigen auf der
anderen, untergruben das Vertrauen. In der Überzeugung,
daß es vor allem darauf ankomme, dem Feinde den Weg nach
Sachsen zu verschließen, hatte Fürst Hohenlohe seinen Truppen
die Richtung von Chemnitz nach Hof gegeben, mußte dieselbe
aber, da sein im Ubrigen allerdings verfehlter Operationsplan
die Billigung des Oberbefehlshabers, des Herzogs von Braun-
schweig, nicht gewann, sehr bald mit der auf Jena und Saal-
feld vertauschen, von wo aus er den Thüringer Wald übersteigen
und sich in der Gegend von Hildburghausen mit der Haupt-
) Correspondance de Napolcon XI, 177.
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