Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Krieg von 1800. 
die pedantische Schwerfälligkeit des Verpflegungswesens, welche 
die ohne eigentlichen taktischen Verband umherliegenden Truppen 
hungern ließ, da sächsischerseits die Verpflegung nicht auf Jena, 
sondern auf Gera und Neustadt eingeleitet worden war, die 
Rücksichtslosigkeit, mit der die Sachsen von den Truppen der 
Hauptarmee aus ihren Quartieren vertrieben und ohne Lager- 
stroh und Brennholz unter freiem Himmel zu bivouakiren ge- 
zwungen wurden, erzeugten Umwillen und Niedergeschlagenheit, 
die zu heben der von General Zezschwitz am Dten aus Roda 
an seine Truppen erlassene Anfruf sehr wenig geeignet war 1). 
Überdies schien der Fürst geneigt die Sachsen für die Nieder- 
lagen bei Schleiz und Saalfeld verantwortlich zu machen und 
zeigte dem braven, aber ängstlichen und unentschiedenen An- 
führer derselben, indem er ihn über seine Absichten in gänzlicher 
Unkenntniß ließ, dabei aber eigenmächtig und ohne ihn nur 
einer Mittheilung zu würdigen über einzelne sächsische Truppen- 
theile disponirte, eine wahrhaft beleidigende Mißachtung. Der 
Bericht, welchen Zezschwitz in der Nacht zum 12ten an den 
Kurfürsten abgehen ließ, athmete die bängste Ahnung. Ent- 
rüstet über das Vorgefallene, persönlich gekränkt, daß preußische 
Husaren ihm sein cigenes Quartier in Hohlstädt belegt hatten, 
vor allem aber von schwerer Sorge über die gefährdete Lage 
der Armee und des Landes bedrückt, schickte er den Leutnant 
v. Globig nach Dresden, um dem Kurfürsten mündlichen Bericht 
abzustatten, ließ aber vorher dem Fürsten Hohenlohe in seinem 
Hauptquartier Kapellendoff durch den Geheimen Kriegsrath 
v. Watzdorf und den Major v. Funck von diesem Schritte 
Anzeige machen mit der beigefügten Erklärung, daß, wenn die 
sächsischen Truppen nicht unverzüglich Brod bekämen und ihm 
nicht die Beruhigung gewährt werde, daß dieselben nicht für 
fremdes Interesse kämpfen müßten, während ihr Land auf un- 
verantwortliche Weise dem Feinde preisgegeben würde, er auf- 
brechen und zum Schutze der Hauptstadt nach Dresden marschiren 
werde. Diese Drohung bewirkte wenigstens, daß der Fürst 
1) v. Montbé I, Beil. II.
	        
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