662 Kurfürst Friedrich August III.
General le Claire schärfte den Truppen des Großherzogs von
Berg in Langensalza Beobachtung der größten Ordnung ein,
da die Neutralität Sachsens soeben von Napoleon auerkannt
worden sei. Diese Vorgänge waren dem General Zezschwitz
nicht unbekannt geblieben, der die Trümmer seiner Truppen,
um nicht in die allgemeine Verwirrung hineingerissen zu werden,
in einem weiten Bogen über Sangerhausen nach Manzsfeld
geführt hatte, wo sich ungeführ 1800 Mann Iunfanterie und
1300 Mann Kavalerie bei ihm zusammenfanden. Nur ge-
rüchtweise erfuhr er, der allgemeine Rückzug sei auf Magdeburg
befohlen. Aber so groß war der Widerwille der Truppen,
sich so weit von ihrem Vaterlande zu entfernen, so stark ihr Arg-
wohn, sie würden dort von den Preußen untergesteckt und zum
Festungsdienst gezwungen werden, daß Desertion um sich zu
greifen anfing. In dieser hoffunngslosen Lage, wo die Armee
von Dresden albgeschnitten, das eigene Land dem Sieger gänz-
lich preisgegeben, Verhaltungsbefehle zu erhalten unmüglich
war und das geschwächte Corps den sich auflösenden Preußen
einen wirklichen Nutzen nicht mehr gewähren konnte, entschied
sich 17. October ein Kriegsrath einstimmig für Trennung von
den Preußen als den einzigen Weg, um den eigenen Fürsten
und das Vaterland zu retten. Daraufhin beauftragte der
General den Rittmeister Thielmann, der eben einen freigelassenen
französischen Gefangenen in das kaiserliche Hauptquartier nach
Merseburg begleiten sollte, dort wegen eines Waffenstillstandes
auf schickliche Art nachzuforschen 1); vom König von Preußen
brachte Dyherrn aus Magdeburg den nämlichen wohlmeinenden
Rath, den dieser schon dem Herzoge von Weimar dahin ertheilt
hatte, er mäge nach eigenem Ermessen für das Beste seiner
Familie und seines Landes sorgen. Nun zögerte Zezschwitz
nicht länger seine Truppen in die Amter Barby und Gommern
zu führen, um dort das Weitere abzuwarten; dorthin über-
brachte ihm ein Courier Thielmanns, der selbst mit mündlichen
Aufträgen des Kaisers nach Dreoden gereist war, die Nachricht,
1) Thielmanns Bericht bei v. Montbe II, 171 ff.