60 Kurfürst Frledrich August 111.
und mit der Bitte um Abstellung der Bedrückungen, sowie um
das formelle Zugeständniß der Neutralität an Napolcon zu
senden (28. October), was wenigstens zur Folge hatte, daß
den durch Sachsen marschirenden Kolonnen jede Ausschreitung
strengstens untersagt wurde, aber in der Erhebung der Kon-
tributionen nichts änderte.
Nachträglich freilich besannen sich die dresdner Minister,
daß es sich um mehr als ein bloßes freundschaftliches Abkommen,
nämlich um einen förmlichen Friedensschluß handle, und schickten
dem Grafen Bose dazu die nöthigen Vollmachten und Instruc-
tionen nach. Aber erst als Talleyhrand dem sächsischen Unter-
händler die Bedingungen des Kaisers vorlegte, schwand die
kurzsichtig genug auf die Versicherungen von den wohlwollenden
Gesinnungen des letzteren gegen den Kurfürsten gebaute Zu-
versicht, Sachsen werde nun mit allen weiteren Zumnthungen
verschont bleiben. Um also von den feindlichen Forderungen
wenigstens so viel als möglich abzuhandeln, erhielt Bose 1 ½
Mill. Francs, die er bei Talleyrand und anderen Personen
von Einfluß zu Sachsens Gunsten verwenden sollte. Leider
lag die Vertretung der sächsischen Interessen nicht in den ge-
schicktesten Häuden. Das Dringendste war, dem Lande eine
Erleichterung der ihm aufgebürdeten Lasten zu verschaffen, aber
man schmeichelte sich doch auch mit der Hoffuung auf noch
anderen aus der neuen Verbindung mit Frankreich zu ziehenden
Gewinn. Allerdings lautete Bose's Instruction dahin, daß
der Kurfürst, wie er niemals eine Vergrößerung auf Kosten
Anderer erstrebt habe, so auch jetzt, wenn ihm etwa der Kaiser
Vortheile aubieten sollte, sich nicht von den Grundsätzen der
cxactesten Gerechtigkeit entfernen werde; allein da er sich bald
überzeugte, daß sein Wunsch, Sachsen möge ein ganz unab-
hängiger, keinem Bunde zugehöriger aber mit Frankreich ver-
bündeter Staat bleiben, nicht erreichbar sei, sondern frau-
zösischerseits auf seinem Beitritt zum Rheinbunde bestanden
werde, so erklärte er sich auch dazu bereit, jedoch in der Weise,
daß er als Familienhaupt des Gesamthauses Sachsen beitrete
und „solchergestalt sämtliche sächsische Hänser in Einem comploru