56 Folgen der Concordienformel.
Lehramt. Die zahlreichen Angriffe auf die Concordienformel
machten sogar schon im nächsten Jahre zu Erfurt die Aufstel-
lung einer Apologie nöthig, die aber erst zu Braunschweig
umgearbeitet werden mußte, bevor sie 1583 zu Quedlinburg
endlich approbirt wurde. Andrcä, der Vater der Concordie,
war bereits, weil er sich hinter des Kurfürsten Rücken mit den
Flacianern in Weimar eingelassen hatte, in Ungnaden nach
seiner schwäbischen Heimat entlassen worden. Wie aber die
öffentliche Meinung über das ganze Werk, über die Personen
und die Umtriebe ihrer Urheber dachte, sprach sich am deut-
lichsten in einer wahren Fluth der bittersten Spottschriften aus,
die sich über sie ergoß 1). Elisabeth von England, welche ver-
geblich theils durch einen eigenen Abgesandten, Roger Belus,
theils indirect durch Dänecmark August zurückzuhalten gesucht
hatte 7), erklärte sich ebenso wie Heinrich von Navarra gegen
die Concordienformel; selbst König Friedrich von Dänemark
verbrannte die ihm zugeschickte in einer schlaflosen Nacht. Noch
wenige Jahre, und Braunschweig-Wolfenbüttel, Kurpfalz, bald
auch Brandenburg sagten sich wieder von ihr los. Alle wei-
teren Versuche, die Heinrich von Navarra durch seinen Ge-
sandten Ségur machte, um die deutschen Protestanten zu seiner
Unterstützung zu vermägen, scheiterten an Augusts Verlangen,
daß er vorher die Concordienformel unterschreiben müsse ?).
Das wesentlichste Resultat, welches erreicht war, bestand in
dem Zerfall der deutsch-protestautischen Kirche in eine lutherische,
wie sie sich fortan auch selbst zu neunen anfing, eine lutherisch-
philippistische und eine reformirte und in der Trennung dieser
drei von den außerdeutschen evangelischen Gemeinschaften.
Nicht aber hatte August erreicht, daß Kursachsen wieder
wie unter seinen Vorgängern als das allgemein anerkannte
1) Heppe IV, 373 ff.
2) Davidi Pfeiferi Epistolae publico nomine scriptae ed. Gotter
(1708), p. 32 sqa.
3) Segurs Justruction in Buder, Nützliche Sammlung verschiede-
ner, meist ungedruckter Schriften. Cf. Flassan, listoire de la diplo-
matie krang. II, 92.