696 Inneres 1768—1806. 6
nach dem Kriege wiederhergestellte Große Concert, welches eine
Zeit lang auch Doles leitete, endlich begründete er auch 1760
die erste und für eine Zeit einzige musikalische Zeitung Deutsch-
lands, der dann 1798 die von Fr. Rochlitz redigirte folgte. Als
Filiale der dresdner Akademie entstand die Zeichen-, Maler= und
Architecturakademie, deren erster Director seit 1763 A. Fr. Oeser
war und an der die Kupferstecher J. F. Bause und J. M.
Stock, Goethe's Lehrer im Nadiren, wirkten. Oeser, bis an
seinen Tod 1799 das anerkannte Haupt der leipziger Künstler-
schaft, schmückte den 1781 eröffneten Concertsaal im Gewand-
hause, die Nicolaikirche und mehrere herrschaftliche Wohnungen
in der Umgegend mit Fresken aus, er war es auch, der dem
jungen Goethe die trefflichen Kunstsammlungen einzelner reicher
Handelsherren, z. B. des Rathsherrn G. Winkler, des Kam-
merraths J. Th. Richter, des Kaufmanns Kreuchauff, zugänglich
machte.
Was Dresden an literarischen Namen besaß, stand den
höchsten Gesellschaftsschichten, zu denen nur die Geburt, nicht
das Talent den Zutritt eröffnete, ebenso fern wie dem Spieß-
bürgerthum, in dessen Augen Schriftstellerei mit einer Art
Makel behaftet war. Die specifische Gelehrsamkeit vertrat dort
der treffliche Oberbibliothekar J. Ch. Adelung (st. 1806) und
später der 1804 als Studiendirector der kurfürstlichen Pagen
berufene Archäolog K. A. Böttiger, der hier gar sehr den
schnellen Ideenumlauf, die freie Discussion, die rege Theilnahme
für wissenschaftliche und Kunst-Fragen vermißte, wie er sie von
Weimar her gewohnt war. Nur einzelne Häuser, in denen
man sich über die Adel und Bürgerstand trennende Kluft hinweg-
zusetzen wußte, wie das des Freiherrn v. Nackuitz und das des
Appellationsraths Körner, in welchem Schiller einen Theil der
Jahre 1785 —1787 verlebte, ragten als grüne Oasen aus der
allgemeinen „Wüste der Geister“ hervor. Es war eine große
Neuerung, daß 1798 in Dresden eine Gesellschaft gestiftet
wurde, zu der außer dem Adel auch Bürggrlichen von Stand
und Bildung der Zutritt offen stand. Aufmunterung fehlte
hier dem Schriftsteller gänzlich, Alles schwamm in einer ge-