Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Moderne Staatswirthschaft. 59 
auf das kirchliche und politische Gebiet zu beschränken, in nicht 
geringerem Maße auch die materiellen Interessen umfaßte, daß 
durch das überall rege gewordene frische Geistesleben auch in 
Bezug auf diese eine Fülle neuer Gesichtspunkte aufgedeckt, eine 
Menge neuer Bedürfnisse wahrgenommen und deshalb auch 
neue Mittel zu ihrer Befriedigung aufgefunden wurden. Dem 
Kurfürsten August gebührt das große Verdienst, dentlicher als 
irgend einer seiner Zeitgenossen die Wichtigkeit dieses Um- 
schwungs begriffen und die neuen Anschauungen mit der ihm 
eigenen Thätigkeit, Zähigkeit und Energie auf das Staatsleben 
übertragen zu haben. Die Regierung und Verwaltung des 
Landes, die sich bisher mit den einfachsten Formen begnügt 
hatten, gestalteten sich jetzt zu einem systematisch gegliederten 
Organismus, die Volkswohlfahrt wurde Gegenstand einer bis 
ins Einzelnste gehenden Aufmerksamkeit, von deren Berechtigung 
oder Nützlichkeit man bis dahin keine Vorstellung gehabt hatte, 
die sich aber nun als das wirksamste Mittel zur Befriedigung 
des gesteigerten Geldbedarfs erwies, und der Landesherr selbst 
suchte durch Betheiligung an gewinnverheißenden Unternehmungen 
der verschiedensten Art die unzureichend gewordenen Hilfsquellen 
der früheren Zeit zu ergänzen; daher auch eben damals der 
Regalismus, die Ausdehnung und bessere Nutzbarmachung der 
Regalien, zur Herrschaft gelangte. Auch nach dieser Seite hin 
sprengte der moderne Staat die zu eng gewordenen Fesseln des 
mittelalterlichen Feudalismus. Noch fehlte es freilich an einer 
Wissenschaft der Nationalökonomie, aber August eilte ihr vor- 
aus, Iindem er ihre Aufgaben praklisch zu läsen versuchte, oft, 
wie es nicht anders sein konnte, einseitig, oft fehlgreifend, im 
Ganzen und Großen aber doch mit richtiger Einsicht in die 
Bedürfnisse der Neuzeit und zum Wohle seines Landes, das er 
dadurch noch eine Zeit lang auf der Höhe des Ansehens er- 
hielt, von der es bereits seit Preisgebung seiner kirchlichen 
Stellung herabzugleiten begann, und dem er dadurch eine innere 
Sicherheit und Festigkeit verlieh, die selbst durch die folgenden 
schweren Zeiten nicht ganz vernichtet werden konnte. Aller- 
dings begegnen wir bereits unter ihm einem Versuche, die
	        
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