698 Inneres 1768—1806.
den Künsten der Musik, die er selbst übte und in der er
gründlicher Kenner war. Es war dies ein Erbtheil von seiner
Mutter, welche, so lange sie lebte, fortfuhr junge Talente heran-
zuziehen und zu unterstützen. Ihr verdankte J. G. Naumam
(geb. zu Blasewitz bei Dresden 1741) seine Anstellung als kurfürst-
licher Kirchencomponist 1765 (st. 1801 als Oberkapellendirector) #),
die Kapellmeister F. Seydelmann und J. Schuster, die Sän-
gerinnen Mingotti und Schmeling (Mara) genossen ihre Un-
terstützung. Nachdem unter dem Administrator Taver der Er-
sparniß halber die italienische Oper gleich der Comödie und
dem Ballet aufgelöst, von den Sängern nur die zu den Kir-
chenmusiken nöthigen beibehalten worden waren, erhob der Kur-
fürst seine Kapelle wieder, wennschon ohne den unmäßigen Auf-
wand des vorigen Zeitraums, zu einer der ausgezeichnetsten
Deutschlands. Unter v. Racknitz' Leitung erlebte die dresdner
Oper in den Jahren 1801—1803 eine besonders glänzende
Periode; seit 1802 war dabei F. Paer engagirt, den Napoleon
nach der Schlacht bei Jena nach Paris entführte. Noch immer
aber besaß Dresden keine eigene deutsche Schauspielergesellschaft,
sondern die für Leipzig privilegirte spielte zeitweise auch in der
Residenz abwechselnd an bestimmten Wochentagen mit der fran-
zösischen Comödie. Im Jahre 1765 kaufte der Hof das 1761
von Moretti erbaute sogenannte kleine Hoftheater an; in den
Nebenzimmern desselben waren nach wiener Sitte Pharotische
aufgeschlagen, an denen während der Vorstellungen bekannte
Personen, die den ersten Platz einnahmen und für den Tisch
6 Ducaten zahlten, zum Spiel zugelassen wurden.
Außerhalb der beiden Hauptstädte regte sich nur geringe
literarische Thätigkeit. Hardenberg (Novalis), 1772 im Mans-
feldischen geboren und zu Tenstädt in die kursächsische Ver-
waltung getreten, starb frühzeitig (1801); der Ruhm des Lau-
sitzers K. F. Kretschmann, des durch Ossian angeregten „Barden
Rhingulf“, war von kurzer Dauer. Um die sächsische Sperial=
1) Meißner, Bruchstücke zur Biographie J. G. Neumanns.
2 Bde. 1803.