84 Kurfürst August. Handel.
Handels zu den Hauptgesichtspunkten gehörten, die Augusts
Verhältniß zu den nordischen Mächten bestimmten, ist bereits
oben berührt worden. Vor allem hob sich Leipzig, wo sich
niederländische Kaufleute mit bedeutenden Kapitalien nieder—
gelassen hatten, hauptsächlich auf Kosten von Frankfurt und
Erfurt und erhielt von den Kaisern Ferdinand I., Maximilian II.
und Rudolf II. erneute Bestätigungen seiner Gerechtsame. Die
Messen und Jahrmärkte der anderen sächsischen Städte wurden
zu Gunsten der leipziger immer mehr beschränkt, die nach veipzig
führenden Straßen theils durch die Gemeinden, zum größeren
Theil aber durch die Amter mit Sand, Steinen und Faschinen
in fahrbarem Stande erhalten und auf Einhaltung der letzteren
streng gesehen, hauptsächlich auch mit Rücksicht auf das Geleite,
das noch persönlich durch Beamte und bewaffnete Einspännige
gegeben wurde, jährlich etwa 50000 Fl. einbrachte und meistens
mit den Zollgefällen zugleich an die Magistrate verpachtet war.
Die zur Messe gehenden fremden Kaufleute hatten nach einem
Befehl von 1571 an einem bestimmten Tage an der Grenze
einzutreffen, um daselbst von den Geleitsmännern angenommen
und weiter geführt zu werden. Besonders sorgfältig wurde
die nürnberger Geleitskutsche mit acht Plätzen, darunter einem
für die Kranken, die regelmäßig in der Messe ab= und zufuhr,
sogar mit adeligen Bewaffneten begleitet. Mit demselben Nach-
druck, mit welchem der Kurfürst die Benutzung der von Polen
über Leipzig führenden sogenaunten hohen Straße gegen die
nach Magdeburg gehende niedere verfocht, verweigerte er auch,
um nicht die leipziger Stapelstraßen zu benachtheiligen, die von
Kaiser Ferdinand wiederholt angestrebte Oeffnung der Elbe
und ihre Befreiung von den Niederlagsrechten, weil dieselbe
nur Böhmen und Brandenburg zu gute kommen würde; ja
bei der völligen Gleichgiltigkeit des Reichs gegen die wichtigsten
und zumal die wirthschaftlichen Interessen der Nation durfte
er sogar 1584 die Behauptung aufstellen, der Elbstrom ge-
höre zu seinem Erbtheil und der Gebrauch hänge ganz von
seinem Willen ab. Einer in Dresden errichteten Zuckersiederei
wurde noch 1592 die freie Benutung der Elbe untersagt und