Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Portugiesischer Pfefferhandel. 85 
sie gezwungen, ihren Zucker zur Niederlage während der Messe 
nach Leipzig zu führen 1). Die Aussicht, Leipzig an dem Ge- 
winne des neuen überseeischen Welthandels Antheil zu ver- 
schaffen, verleitete sogar den Kurfürsten 1579 sich, wenn auch 
nicht unter eigenem Namen, so doch unter der Firma einer 
aus drei seiner Kammerbeamten bestehenden „thüringischen 
Handelsgesellschaft“ mit einem Augsburger, Konrad Roth, 
zu associ#ren, der, ein ehrgeiziger Emporkömmling und kühner 
Speculant, aus Haß gegen die altpatricischen Handelshäuser 
seiner Vaterstadt den Plau entwarf, durch eine Verbindung 
mit dem reichen Kurfürsten von Sachsen Leipzig zum Mittel- 
punkte des Pfefferhandels nach Deutschland und dem Nord- 
osten zu machen. In Gemäßheit eines Vertrags, den Roth 
mit dem Könige von Portugal abgeschlossen hatte, wurde aller 
von Indien nach Lissabon kommende Pfeffer aufgekauft, um 
in Leipzig so lange aufgespeichert zu werden, bis das dadurch 
geschaffene Monopol eine beliebige Steigerung der Pfefferpreise 
ermöglichen würde. Ein zweiter, damit zusammenhängender 
Plan, wonach Roth, um den Nachtheilen, welche der spanisch- 
niederländische Krieg dem Handel bereitete, auszuweichen, Augusts 
Verbindung mit dem neutralen Dänemark zu Errichtung einer 
regelmäßigen Schifffahrtsverbindung zwischen dem innern Deutsch- 
land und Lissabon beuutzen wollte, sechs dänische Schiffe säch- 
sische Bergwerkserzeugnisse und Getreide nach Lissabon bringen 
und den Pfeffer als Rückfracht nehmen sollten, scheiterte an 
Magdeburgs und Hamburgs Stapelrecht; und kein besseres 
Schicksal hatte das erstere Project: bevor man noch dahin gelangt 
war, sich des ganzen Pfefferhandels ausschließlich zu bemächtigen, 
machte der Tod des Königs Heinrich von Portugal und die Ver- 
einigung dieses Land es mit Spanien Roths Contracte ein vorzeitiges 
Ende; dieser selbst verschwand und August mußte froh sein, 
bei dem ausbrechenden Concurse sich durch die vorhandenen 
Vorräthe schadlos halten zu können ?). 
1) Gretschel, Gesch. d. sächs. Volkes II, 97. 
2) Falke, Des Kurfürsten August portugiesischer Pfefserhandel im 
Archiv f. sächs. Gesch. V, 390 ff. — Tfeileri Epistolac, p. 242.
	        
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