Full text: Psychologie der Massen.

144 Drittes Buch. 
größten Beifall ihr natürliches Haupt, Danton, den großen 
Förderer und Leiter der Revolution, aufs Schafott. In eben- 
solcher Weise stimmt, mit der Linken einig, die Rechte für die 
schlimmsten Beschlüsse der revolutionären Regierung. Ein- 
mütig, unter Bezeugungen der Bewunderung und des Enthusias- 
mus und lebhaften Sympathiekundgebungen für Collot d’Her- 
bois, Couthon, Robespierre, hält mittels spontaner, vielfacher 
Wiederwahl der Konvent die mörderische Regierung aufrecht, 
welche die Talpartei wegen ihrer Mordtaten haßt und die Berg- 
partei verabscheut, weil sie durch jene dezimiert wird. Tal 
und Berg, Majorität und Minorität sind schließlich gewillt, 
ihren eigenen Selbstmord zu fördern. Am 22. Prairial hat der 
ganze Konvent den Hals hingestreckt, am 8. Thermidor, während 
der ersten Viertelstunde nach der Rede Robespierres, wieder.‘ 
Das Bild kann zwar düster erscheinen, ist aber treu. Die 
genügend erregten und hypnotisierten Parlamentsversammlungen 
weisen dieselben Kennzeichen auf. Sie werden zu einer allen 
Impulsen gehorchenden wandelbaren Herde. Folgende Schil- 
derung der Versammlung von 1848 aus der Feder eines Parla- 
mentariers von unzweifelhafter demokratischer Gesinnung, des 
Herrn Spuller, ist recht typisch; ich entnehme sie der „Revue 
litteraire‘“. Es finden sich daselbst alle die überschwenglichen 
Gefühle der Massen, die ich beschrieben habe, sowie jene 
außerordentliche Wandelbarkeit, die es ermöglicht, in jedem 
Augenblick die Leiter der entgegengesetzten Gefühle zu durch- 
fliegen. 
„Zwietracht, Eifersucht, Verdacht und dann wieder blindes 
Vertrauen und schrankenlose Hoffnungen haben die republi- 
kanische Partei vernichtet. Ihre Naivität und Einfalt kam nur 
ihrem universellen Mißtrauen gleich. Kein Sinn für Gesetzlich- 
keit, kein Geist der Disziplin, Besorgnisse und Illusionen ohne 
Maß: Bauern und Kinder gleichen sich in dieser Hinsicht. Ihre 
Ruhe wetteifert mit ihrer Ungeduld. Ihre Wildheit kommt 
ihrer Folgsamkeit gleich. Ein Temperament, das nicht reif ist, 
und ein Mangel an Erziehung. Nichts setzt sie in Erstaunen,
	        
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