148 Drittes Buch.
Jungen zwingen, die er früher beliebig begehen oder unter-
lassen konnte. Zugleich haben immer drückender werdende,
besonders lokale Abgaben seine Freiheit von vornherein be-
schränkt, indem sie den von ihm nach Gefallen auszugebenden
Teil seiner Einkünfte beschnitten und den Teil vermehrten,
der ihm genommen wird, um nach dem Willen der öffentlichen
Gewalten verausgabt zu werden.“
Diese progressive Freiheitsbeschränkung bekundet sich in
allen Ländern in einer besonderen, von Spencer nicht ange-
gebenen Weise: die Schaffung jener unzähligen Reihen gesetz-
licher Maßnahmen allgemein beschränkender Art führt not-
wendig zur Vermehrung der Menge, der Macht und des Ein-
flusses der mit deren Anwendung betrauten Funktionäre. Sie
haben so. die wachsende Tendenz, die wahren Gebieter der
Kulturländer zu werden. Ihre Macht ist um so größer, als in
dem unaufhörlichen Machtwechsel bloß die administrative Kaste
ihr entgeht, da sie die einzige ist, die unverantwortlich, un-
persönlich und perpetuell ist. Nun gibt es keinen Despotismus,
der härter ist als jener, der in dieser dreifachen Gestalt auftritt.
Diese fortwährende Schaffung von Gesetzen und Beschrän-
kungsmaßnahmen, die mit byzantinischen Formalitäten die un-
bedeutendsten Lebensakte umgeben, hat zur notwendigen Folge
die zunehmende Einengung der Sphäre, in der sich die Bürger
frei bewegen können. Ein Opfer der Illusion, die Freiheit und
die Gleichheit würden durch Vermehrung der Gesetze besser
gesichert, werden die Völker immer mehr durch sie gehemmt.
Sie nehmen diese Hemmungen nicht ungestraft auf sich.
Gewohnt, jede Art von Joch zu ertragen, suchen sie ein solches
bald auf und büßen zuletzt alle Spontaneität und Energie ein.
Sie sind dann nur wesenlose Schatten, passive Automaten,
willen-, widerstands- und kraftlos.
Die Kräfte, die der Mensch in sich selber nicht mehr
findet, muß er dann außerhalb seiner suchen. Mit der wachsen-
den Indifferenz und Ohnmacht der Bürger muß die Bedeutung
der Regierungen noch mehr wachsen. Sie müssen nun den