80 Zweites Buch.
Zuhörer, und schon dadurch wird sein Einfluß vollkommen
zunichte.
Die logischen. Köpfe, die gewohnt sind, durch ziemlich
knappe Schlußketten überzeugt zu werden, halten sich un-
willkürlich an diese Methode, wenn sie sich an die Massen
wenden, und sind stets durch das Fehlschlagen ihrer Argu-
mente überrascht. „Die gewöhnlichen mathematischen Konse-
quenzen,‘‘ sagt ein Logiker, „die auf den Syllogismus, d. h. auf
Identitätsassoziationen sich gründen, sind notwendig Die
Notwendigkeit derselben würde selbst die Zustimmung einer
anorganischen Masse erzwingen, könnte diese nur den Identitäts-
assoziationen folgen.“ Gewiß; aber die Menge ist ebenso-
wenig wie die anorganische Masse imstande, ihnen zu folgen
oder auch nur sie zu verstehen. Man möge den Versuch
machen, primitive Geister, Wilde oder Kinder z. B., auf logische
Weise zu überzeugen, und man wird einsehen, welchen geringen
Wert diese Argumentationsweise besitzt.
Man braucht nicht einmal bis zu den primitiven Wesen
zurückzugehen, um die völlige Ohnmacht der Logik im Kampfe
mit den Gefühlen zu begreifen. Erinnern wir uns nur daran,
wie hartnäckig viele Jahrhunderte hindurch die der einfachsten
Logik widersprechenden religiösen Vorurteile sich gehalten
haben. Fast 2000 Jahre lang beugten sich die erleuchtetsten
Geister unter ihre Gesetze, und erst in der neuesten Zeit konnte
ihre Wahrheit bestritten werden. Es gab im Mittelalter und in
der Renaissancezeit genug aufgeklärte Köpfe, aber keinen, dem
die Logik die kindischen Seiten seines Aberglaubens zeigte
und in dem sie auch nur einen leisen Zweifel an den Streichen
des Teufels oder an der Notwendigkeit der Hexenverbrennung
erregte.
Ist es zu bedauern, daB die Massen niemals von der Ver-
nunft geleitet werden? Ich möchte es nicht behaupten. Der
menschlichen Vernunft wäre es zweifellos nicht gelungen, die
Menschheit mit der Glut und der Kühnheit, mit der ihre Chi-
mären sie fortgerissen haben, auf die Bahnen der Zivilisation