5. Kapitel. Die Preisbildung im Verkehrswesen. 123
dieser gesamten Selbstkosten, sondern auch ein Uberschuß gesichert ist,
der freilich bei den öffentlichen Verwaltungen in mäbigen Grenzen ge-
halten werden mu.
Bei der Bemessung der Verkehrspreise spielt nicht selten eine Rolle
das Streben, den Umfang des Verkehrs nach bestimmten Richtungen bin
oder in bestimmten Gütern usw. durch niedrige Beförderungspreise zu
steigern. Dieses Streben wird Dnamentlich da zutage treten, wo eine er-
hebliche Ausdehnungsfähigkeit der betr. Verkehrsart vorliegt oder voraus-
gesetzt wird. Dabei sprechen oft Wettbewerbsrücksichten mit: man ist
bemüht, von der Ausdehnungsfähigkeit des Verkehrs einen möglichst
groben Teil seinem Wettbewerbsunternehmer abwendig zu machen und
dem eigenen Unternehmen zuzuführen. Aber auch ohne derartige
Rücksichten kann das öffentliche oder nichtöffentliche Verkehrsunter-
nehmen Anlaß haben, die vorhandene Ausdehnungsfähigkeit bestimmter
Verkehrsarten zu verwerten. In vielen Fällen geschieht das, um durch
den gesteigerten Verkehr mehr Einnahmen im ganzen zu erzielen, und
in solchen Fällen wird die Ausdehnungsfähigkeit nur insoweit zur Herab-
setzung der Preise führen, als die Verkehrssteigerung nicht durch die
Notwendigkeit neuer Anlagen und Betriebsmittel, vermehrten Personals
und erhöhter sonstiger Ausgaben eine Minderung der gesamten Rein-
einnahmen zur Folge hat. In anderen Fällen liegt ein allgemeines volks-
wirtschaftliches Bedürfnis vor, bestimmte Verkebrsarten lebbafter zu ge-
stalten, und hier wird unter Umständen dei Preisermäßigung noch weiter
gehen, als in den vorgenannten Fällen. Vorausgesetzt muß aber werden,
dab eine solche Ausdehnungsfähigkeit auch wirklich in erbeblichem
Grade vorhanden ist. Eines der wichtigsten hierher gehörigen Beispiele
ist der billigere Preis für Drucksachenbeförderung mittels der Post. Die
Drucksachen machen nicht weniger Arbeit und Kosten als die Briefe.
Aber es ist leichter, die Versendung von mechanisch zu vervielfältigen-
den Dingen auszudehnen, und diese Ausdehnung sollte durch die billigere
Beförderungsgebühr berbeigeführt werden, was tatsächlich geschehen ist.
Im Personen- und Gütvererkehre wird die Verwertung der Aus-
dehnungsfähigkeit bestimmter Verkehrsarten sehr häufig durch das Streben
nabe gelegt, eine unmittelbare Verbesserung des Verhältnisses der toten
Last zur Nutzlast im Verkehrsbetriebe herbeizuführen. Hier handelt es
sich um eine wichtige Frage. Bei jeder Beförderung von Personen und
Gütern ist nicht nur der zu befördernde Gegenstand fortzubewegen, son-
dern auch das dazu nötige Beförderungsgefälß (Trag- oder Fahrzeug) und
gegebenenfalls der Wagen, der die bewegende Kraft erzeugt oder mit
einer Einrichtung zu ihrer Auslösung versehen ist (Lokomotiven, Trieb-
wagen, Kraftwagen usw.). Das Gewicht des Beförderungsgegenstandes,
also der Personen oder Güter, deren räumliche Fortbewegung der eigentliche
Zweck der Verkehrsleistung ist, heißt nützliche Last oder Nutzlast oder