Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

124 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen. 
„Nettolast“. Dagegen wird das Gewicht der zu diesem Zwecke nötigen 
Fahrzeuge und der Kraft erzeugenden oder Kraft auslösenden Wagen ein- 
schlieblich des Gewichts des nötigen Wassers, Brennstoffs, Personals usw. 
als tote Last oder „Tara“ bezeichnet. Nutzlast und tote Last zusammen 
ergeben die Gesamtlast oder „Bruttolast“. Es liegt nun auf der Hand, 
daß es am wirtschaftlichsten ist, wenn die tote Last im Vergleiche zu 
der beförderten Nutzlast möglichst gering ist. In dieser Beziehung be- 
stehen bei den einzelnen Verkehrsgruppen von vornherein wichtige Unter- 
schiede. Die Eisenbahnen müssen, wie später noch im einzelnen gezeigt 
werden wird, mehr totes Gewicht mitzuschleppen, als die Nutzlast be- 
trägt, ein Verhältnis, das namentlich im Personen- und Gepäckverkehr 
scharf zutage tritt. Die gewöhnlichen Lastfuhrwerke der Landstraben 
stehen etwas günstiger. Ihr Fassungsraum ist zwar kleiner, aber auch 
ihr Eigengewicht ist erheblich geringer, weil nicht so viel schwere 
Metalle beim Bau der Fahrzeuge nötig sind. Bei den Fahrrädern ohne 
mechanischen Antrieb ist die Nutzlast in der Regel beträchtlich größer 
als die tote Last. Bei Krafträdern ist zwar die tote Last gröbßer, als 
bei einfachen Fahrrädern, bleibt aber noch binter der Nutzlast zurück. 
Bei Kraftwagen wird die tote Last um so gröhber, je mehr die Schnellig- 
keit der Beförderung durch besonders starke Triebkrafterzeuger oder 
Triebkraftsammler gefördert werden soll. Diese Triebkraftvorrichtungen 
haben ein größeres Gewicht als schwächere, und die größere Schnellig- 
keit verlangt die Herstellung des Fahrzeugs aus besonders widerstands- 
fähigem Stoffe. Im Personenschnellverkehr ist deshalb die tote Last erbeblich 
größer als die Nutzlast. Im Lastenverkehr der Kraftwagen ist das Ver- 
hältnis zwar auch ungünstig, läht sich aber durch Anwendung von An- 
hängern verbessern. Im Luftverkehr wiederum ist die tote Last bedeutend 
größer als die Nutzlast. Am besten stehen die Schiffe, insbesondere die 
Seeschiffe, in dieser Beziehung, weil hier eine Ausdehnung des Fassungs- 
raums und der Tragfähigkeit möglich ist, an die bei allen auf dem 
Festlande zu verwendenden Fahrzeugen überhanpt nicht gedacht werden 
kann. Auch hier ist aber das Verhältnis beim Personenverkehre weniger 
günstig als beim Güterverkehre. 
Die tott Last setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. 
Der eine Teil wird durch die Gestaltung der Frachtpreise nicht berührt. 
Diesen Teil findet man, wenn man voraussetzt, daß der Fassungsraum der 
Fahrzeuge vollkommen ausgenutzt ist. Es zeigt sich dann zunächst, daß 
im Güterverkehre die Tragfähigkeit nicht bei allen Gütern in gleichem Mal 
ausgenutzt wird. Denn es hängt von dem Umfang und dem Gewichte der 
Güter ab, ob wirklich das, voll beladene Fahrzeug dasjenige Gewicht zufragen 
hat, das es zu tragen vermag. Wenn ein Eisenbahnwagen von 10 # Trag- 
fähigkeit vollständig mit Kinderwagen beladen wird, ein anderer von 
gleicher Tragfähigkeit dagegen vollständig mit Getreidesäcken, so hat jener-
	        
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