142 I. Abschuitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen.
Ebenso unmerklich für die Beförderung ist der Gewichtsunterschied bei
Vich gleicher Gattung. Der Entfernungsunterschied wird dagegen bei
der Personen- und Viehbeförderung noch sehr merklich, und die Kosten
der Beförderung auf der Strecke selbst sind noch sehr fühlbar, so dab
an die Nichtbeachtung des Entfernungsunterschieds hier einstweilen noch
nicht zu denken ist, abgeschen von dem innerstädtischen Verkehr, der
wegen der geringen Entfernungen häufig schon ganz oder teilweise die
Entfernungsunterschiede unberücksichtigt läht, z. B. im Strabenbahn-
und Omnibusverkehr.
Im Personenverkehr auf weitere Entfernungen ist teilweise schon
eine Gleichstellung der Preise für längere Strecken erfolgt, die darauf
hinausläuft, die Entfernungsunterschiede nur Doch in längeren Absätzen
zu berücksichtigen (Zonentarif).
Beim Telegraphenverkehr ist der Entfernungsunterschied so wenig
merklich, dab es schlechterdings nicht möglich ist, ihm in den Beför-
derungspreisen nachzukommen. Die Streckenkosten sind deshalb hier
verschwindend klein gegenüber den örtlichen Kosten. Die Annahme
und Aufgabe und die Abnahme und Bestellung der Nachricht u. dgl. m.
verursachen am meisten Arbeit und Kosten, und zwar steigert sich der
Aufwand mit der Länge der Zeit, die das Abtelegraphieren der Nachricht
beansprucht. Unter diesen Umständen kann der Entfernungsunterschied
hier ganz beiseite gelassen werden; dagegen wird die Verschiedenbeit
der Abfertigungskosten in den Preisen mit Recht zum Ausdruck gebracht.
Es ist zu augenfällig, daß eine Drahtnachricht von 30 Worten mehr Mühe
und Arbeit verursacht, als eine von 10 Worten. Darauf berubt der
Worttarif der Telegraphie. Dieser Worttarif wird aber für das grobe
Heer der kurzen Nachrichten nicht voll zur Geltung gebracht, weil
sonst die kleinen und kleinsten Nachrichten im Vergleich zu den zu
erhebenden Gebühren unverhältnismäßige Arbeit machen und sich so in
den Vordergrund drängen würden, daß die Verständlichkeit des Draht--
nachrichtenverkehrs darunter leiden würde. Anders ist es im Kabel-
verkehr, weil dort die Wortgebühr hoch ist; hier wird auch bei kleinsten
Nachrichten der Worttarif durchgeführt, und hier findet tatsächlich noch
eine gewisse Berücksichtung großer Entfernungsunterschiede statt.
Beim Fernsprecher fällt der Unterschied der Entfernung innerbalb
des Ortsbezirkes und ebenso innerhalb des Fernverkehrs nicht ins Ge-
wicht, wohl aber die verschiedene Dauer der Benutzung. Daber wird
im Fernverkehr der Preis abgestuft nach der Länge des Gesprächs.
Im Ortsverkehr ist ein gleiches Vorgehen dadurch erschwert, daß es bei
der Massenbaftigkeit der Gespräche im Crtsverkehr Schwierigkeiten
macht, die einzelnen Gespräche auszusondern, namentlich solange man
nicht zuverlässige selbsttätige Zählvorrichtungen in Anwendung bringen
konnte. Daher wurde im Ortsverkehr früher fast überall und wird zum